We were all children
Video presentation and talk of "melancholic ground" by Doris Uhlich at Choreographic Platform Austria
„and it gets better“ von Helena Araújo auf der Choreographic Platform Austria
von Von Sara Garlich
„More is more and more and more and more and more...“ ist das Motto bei „and it gets better“ von Helena Araújo. Wie aus einem Zauberhut zieht sie in ihrer Performance nach und nach immer mehr Bikinioberteile aus einer Strandtasche, die sie sorgfältig über ihr brasilianisches T-Shirt drapiert. Endlich perfekt ausgerüstet für den Urlaub, setzt sie sich dann Sonnenbrille um Sonnenbrille auf und rundet ihr Erscheinungsbild mit drei Flip-Flops pro Fuß ab. Doch dies sind nicht die einzigen Referenzen auf das Motto „more is more.“
Bereits als „Maker, Performer, Designer, Writer“ und vieles mehr betritt sie die Bühne. Mit schwarzer Perücke, im schicken Kostüm und mit glitzernden hochhackigen Schuhen schreitet sie breitbeinig den Raum ab - seitlich und frontal zum Publikum, um dauerhaft den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Ihre Arme sind weit ausgebreitet, als würde sie alle umarmen wollen, und saugt somit jeden aus dem Zuschauerraum in ihr Stück hinein. Das Publikum lässt sich ungehemmt auf die Performance ein und reagiert lachend und miteinander interagierend auf das Bühnengeschehen.
Neben all der Erheiterung findet Araújo sich allerdings kurzerhand in einem Strudel aus Stress, Verzweiflung und Frustration wieder. Langsam entflieht sie der Situation und entfernt sich in ihre eigene Gedankenwelt. Sie vergräbt sich in einem Plastiksack, versteckt sich hinter einem großen Tuch und krabbelt auf allen Vieren in die Sicherheit ihres Liegestuhls zurück.
So kreiert sie eine Balance zwischen ironischer Unterhaltung und Ernsthaftigkeit. Denn wer hinter die Fassade des Humors schaut, entdeckt, dass das Leben als Künstler*in auch Schattenseiten hat: Zweifel am eigenen Selbstwert und daran, ob sich die Arbeit zum Schluss auszahlen wird. Angst davor, zu wenig zu arbeiten, wodurch die Gedanken nie zur Ruhe kommen. Egal, mit wie vielen Sonnenbrillen und Meeresrauschen Helena versucht, sich in Urlaubsstimmung zu versetzen, das Gefühl der Entspannung stellt sich nie ein.
Damit zeigt sie nicht nur eigene Erfahrungen oder Fantasien. Gleichzeitig wird die harte Realität vieler Künstler*innen demonstriert, die in dieser Zeit freiberuflich arbeiten. Dass gerade jetzt starke Kulturkürzungen vorherrschen, erschwert die Situation zusätzlich. Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas und des kritischen Blicks auf die kulturelle Entwicklung, bleibt Araújo’s roter Faden der humorvollen Übertreibung immer bestehen. Damit ermöglicht sie Außenstehenden einen leichteren Zugang zu dieser unangenehmen Thematik.
Dass diese Performance zum Lachen animieren soll, steht außer Frage. Dennoch regt sie ebenfalls zum Nachdenken an und wirft ein neues Licht auf die Entstehung künstlerischer Performances. Doch letztendlich lässt Araújo sich nicht unterkriegen. Endet das Stück hoffnungsvoll, wenn sie sich selbst und dem Publikum ein zuversichtliches, wenn auch bittersüßes „and it gets better“ schenkt?
Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von tanznetz mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg unter der Leitung von Dr. Miriam Althammer und der Choreographic Platform Austria.
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