We were all children
Video presentation and talk of "melancholic ground" by Doris Uhlich at Choreographic Platform Austria
Von Martina Streicher
Ihre Stücke berühren. Die Trilogie „TARAB“, „VASHT“ und „ZĀĀR“, sie erzählen Geschichten – Geschichten, die es seit Langem gibt und die weitergetragen werden. Vom Wind, von den Ahn*innen, von den Haaren, durch Bewegungen und Gesten.
Ich treffe Ulduz Ahmadzadeh am Frühstückstisch im Hotel. Der Empfang ist herzlich, und wir trinken gemeinsam Kaffee. „Welchen Eindruck hat das Stück bei dir hinterlassen“, fragt sie mich.
So beginnt mein Gespräch mit der Choreografin: herzlich, neugierig und sehr inspirierend. Ihr Stück „ZĀĀR“ wurde in Salzburg im Rahmen der Choreographic Platform Austria gezeigt.
Ulduz sucht bewusst den Kontakt zu den Zuschauer*innen nach den Aufführungen, um ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Es interessiert sie, was die Menschen über ihr Werk denken. Für dieses Stück reist sie in den Süden des Irans, vom Persischen Golf bis zum afrikanischen Kontinent, um dort die Heilungsrituale namens Zār kennenzulernen. Nur durch einen langwierigen, gemeinsamen Tanz zum Klang unaufhörlich wiederholter Trommeln können Besessene Frieden finden.
Suche nach einer Überlebensstrategie
Diese Offenheit, sich mit alten Heilritualen ihres Landes zu beschäftigen und sie für uns Zuschauer*innen auf eine neue Weise erfahrbar zu machen, hat mich tief beeindruckt.
„Was braucht es, um diese Zeit, in der wir uns gerade befinden, gut überstehen zu können? Gemeinsam. Was ist unsere Überlebensstrategie? Was kann uns jetzt Kraft geben, um das auszuhalten – und vielleicht auch zu transformieren? Transformation ist ein großes Thema in meiner Arbeit.
Mir geht es nicht darum, diese alten Tänze zu repräsentieren; schließlich stehen keine indigenen Tänzer*innen auf der Bühne. Ich möchte die Menschen berühren und sie ermutigen, den Mut aufzubringen, aufeinander zuzugehen und miteinander zu sprechen. Ehrlich zu sein, Schmerz und Transzendenz zuzulassen. Wie können wir uns umeinander kümmern?
Durch Trancezustände, durch Rhythmus, Musik, durch Zusammenhalt können wir gemeinsam einen Prozess der Heilung und Transformation durchlaufen – und der Tanz bietet mir dafür eine Möglichkeit“, so Ahmadzadeh.
Im Zār-Kult dringen Geister durch Mund und Nase in die Menschen ein und verursachen physische wie psychische Leiden. Wie können wir unsere Leiden lindern? Wie werden wir unsere Besessenheit los? Durch Tanz? Sind wir uns dessen bewusst? Ist es der Menschheit überhaupt möglich, sich selbst zu heilen? Und sind wir bereit, die dafür notwendigen Opfergaben zu bringen?
Mitschwingen paralleler Welten
Ahmadzadeh zeigt – auch durch die Verwendung unterschiedlichster Musikgenres wie Techno, Strawinskys „Le sacre du printemps“ und mystische Trommelschläge – dass wir frei sind in der Art, wie wir Rhythmus, Trance und Musik für uns nutzen können. Parallele Welten, die mitschwingen. So wie sie selbst – vom Iran nach Österreich.
Braucht es ein Opfer? Diese Frage stellte sich mir, nachdem ich die Musik gehört habe. Ist es wie in einer Therapie? Ich wage es, in einen Konflikt hineinzugehen – auch mit anderen. Manchmal braucht es eine Katharsis, eine Läuterung der Seele, die Auflösung innerer Konflikte. Eine Reibung, durch die man kristallisiert, klarer, reiner wird. Call the spirits, your ancestors. Kontrolle abgeben, sich treiben lassen – damit etwas anderes den Körper übernehmen kann.
Ahmadzadeh hat den Mut, anders zu sein. Voranzuschreiten. Ihre Arbeiten haben Kraft und tragen das Versprechen von Selbstbestimmung in sich. Ihr Stück hat mich emotional zutiefst berührt.
„We all come from something.
Entering the cultural space means embracing heritage and legacy.
Acknowledging the ancestors, the spirit, the totem and the awareness. We become the eyes, ears, mouths, and bodies of those who lived before us, revealing their knowledge and moving forward with agency.
The dancer’s body is nature itself. It connects past, present, and future, shifting weight, space, energy, aesthetics, and power. The goal is to fall into the d(tr)ance, where spirit is also alive in contemporary work.
Our work begins somewhere: engaging with cultural codes, gestures, and dances; learning from grandmothers, children, and masters; and referring to music, rhythms, recordings, texts, paintings, patterns, poetry, narratives, legends and myths. We collect, decode, codify, recontextualize and reimagine. Creating a toolbox, a living library, an archive. Through emancipatory, experimental, liberating, decolonizing and holistic practices, we move toward transcendence and a deeper shared understanding of the world. A process of physical transformation and metaphysical transmission.
Rooted in the past, we embody the capacity of the future in the present.
This is the research, the practice, the process, the dance“, verrät Ahmadzadeh).
Lasst uns tanzen ...
Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von tanznetz mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg unter der Leitung von Dr. Miriam Althammer und der Choreographic Platform Austria.
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