Winkler, Waldmann und dazwischen Macras

TPD II: Zwei Versionen des zweiten Tages

Dresden, 25/02/2012

von Christina Dettelbacher

Die gute Stimmung des Vorabends im Körper, versuchten wir unser Glück noch Karten für die ausverkaufte Winkler-Vorstellung im kleinen Haus zu ergattern. Und unsere Bemühung wurde belohnt. Mehr als 100 Bilder liefen vor unseren Augen. Bilder von Baader, die unserer Generation noch unbekannt waren. Ein Stück Geschichte in der Gegenwart. Prüfende Blicke warf der Tänzer uns entgegen. Ein Spiel von Aktion und Warten auf Reaktion. Ergriffen von den physischen Bewegungen, der unglaublichen Präsenz des Tänzers und dem Aufgreifen eines vermeintlich abgehandelten Geschichtsthemas wird die Brisanz der Thematik in Erinnerung gerufen. Mit Bewegungen, die aus dem Inneren kommen und die Außenwelt beschäftigen, werden wir erlöst und aufgeweckt. Endlich wird das Körpergefühl wieder bedient und nicht nur der Kopf. Losgelöst kann es weitergehen. Nach Hellerau. Dort erhalten wir die prakischen Tanzplattform-Taschen.

Dann weiter zu Constanza Macras und dem Stück „Berlin elsewhere“. Aber This is not a story about Berlin! Ein Stück über Ausgrenzung und die Auswucherungen unserer modernen Gesellschaft. Egal, wo wir sind, woher wir kommen, unsere „Probleme“ sind doch die gleichen.
 

von Mira Lina Simon

Der Freitag auf der Tanzplattform begann mit einer Reise in die Untiefen einer grotesken Psyche. Um 11 Uhr morgens ergatterten wir noch Karten für das Solo „Baader“ von Christoph Winkler. Der australische Ausnahmetänzer Martin Hansen zeichnete auf beeindruckende Weise ein Porträt Andreas Baaders, das den schmalen Grad zwischen Wahnsinn, Rausch und befremdlich anziehender Hässlichkeit erstaunlich zielsicher und berührend zu treffen vermochte.

Nach der morgendlichen Beschäftigung mit dem bösen Körper folgte am Abend Helena Waldmanns Stück „Revolver besorgen“ im kleinen Haus des Schauspielhauses Dresden, getanzt von Brit Rodemund. Durch präzise Körperarbeit und eine zugleich behutsame und facettenreiche Szenenanordnung arbeitete die Choreografin ihre subjektive Perspektive auf die Demenzerkrankung heraus. Zwar blieben gesellschaftliche Brennpunkte, wie die Integration an Demenz erkrankter Patienten weitgehend außen vor, der Zuschauer jedoch konnte über Waldmanns Zugang die Spannung zwischen scheinbar ausweglosem Dilemma und lebensbejahender Suche nach einem alternativen Umgang mit der Krankheit erstaunlich intim nachempfinden.

Ein Tag, geprägt von starken Bildern und herausragenden tänzerischen und choreographischen Leistungen. Um es in Anlehnung an „Baader“ zu sagen: Tanzen ist Leben und Leben ist Tanzen. Weiter so Hellerau! 
 

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