Mischung aus Werbespot und Nudistencamp

Tolle Tänzer, flaues Stück - Constanza Macras' „Brickland“

Hamburg, 14/03/2008

Nun ist es kein Geheimnis mehr: Das Paradies liegt in „Brickland“, und der Weg dorthin führt über eine Aufnahmeprüfung. Oder über den Eingang zur Kampnagelhalle, denn dort ist Constanza Macras' Entwurf der Idealgemeinschaft gerade zu sehen.
Die argentinische Choreografin meint natürlich nichts von alledem ernst, sondern persifliert jene Reichen und Schönen, die ihr Leben hinter hübsch gemauerten Fassaden verbergen.

Der erste „brick“ (zu Deutsch: Ziegel) hin zur Versteinerung des gesamten Lebens ist die Ehe, denn wer erst einmal Öko-Bettwäsche und einen Knoblauchschäler besitzt, verliert seine Lebendigkeit. Da hilft es auch nicht, dass BHs abgefackelt werden, um mehr Busenfreiheit zu propagieren. Dort, wo die böse Welt leider draußen bleiben muss, darf halt auch kein Müllwagen hinein, um das schnöde Alltagsproblem der Entsorgung zu lösen. Schließlich nimmt die Vereinsamung der Auserwählten absurde Formen an: An Stelle der Gattin wird das Sofa oder der Laternenpfahl gerammelt.

Ein bisschen Geschlechterkampf, etwas Globalisierungskritik und eine Handvoll zündender Bewegungsmotive füllen eine Stunde, nicht jedoch den Abend von doppelter Länge. Das Humorniveau wird im Laufe des Abends fahrlässig beständig tiefergelegt. So endet „Brickland“ als Mischung aus abendfüllendem Werbespot und inkonsequent inszeniertem Nudistencamp, für die tollen Tänzer indes gab's zu Recht reichlich Applaus.


Info: Kampnagel, bis 16.03., 20 Uhr, Karten unter Tel. 27 09 49 49

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