Olga Labovkina und die Companie Of Curious Nature: „Ping Pong Game“

Olga Labovkina und die Companie Of Curious Nature: „Ping Pong Game“

Tanzen und Spielen

Uraufführung von „Ping Pong Game“ in der Schwankhalle Bremen

Für ihre neue Produktion hat die Companie Of Curious Nature erstmals mit der belarussischen Gastchoreografin Olga Labovkina zusammengearbeitet. Ein Forschungsprojekt zu den menschlichen Verständigungsprozessen, die permanent jenseits verbaler Sprache stattfinden – und Ping Pong.

Bremen, 28/04/2023

Beim Ping Pong löst jede Bewegung der einen Person eine Reaktion oder Gegenbewegung des Gegenübers aus. Oft ist es ein rasantes Hin- und Her, das die Teilnehmenden völlig gefangen nimmt. In einem Spiel wie Tischtennis, gehören Verhaltensweisen und Momente dazu, die auch dem Spiel auf Tanz- und Theaterbühnen ähneln, wie beispielsweise Konzentration und Präsenz, Kontaktbereitschaft sowie Eigen- und Fremdwahrnehmung.

In der Bremer Schwankhalle beginnt alles mit einem Pfiff aus der Trillerpfeife. In einem rosa Spot bewegt sich eine Tänzerin in immer neuen Verdrehungen am Boden. Rechts und links von ihr bilden sich ein roter und ein blauer Schatten. (Lichtdesign: Nataniel Johnson und Carlos Heydt). Es sind Bewegungen und Figuren, die in fließendem Wechsel unterschiedliche Assoziationen hervorrufen - konzentrierte Anspannung, Genuss und Erschöpfung.

Mit dem Rücken zum Publikum stehen weitere Tänzer*innen am hinteren Bühnenrand im Halbdunkel. Ein neuer Pfiff ertönt, die Bühne wird heller und die anderen Tänzer*innen drehen sich. Alle tragen das gleiche Sport-Outfit aus blauer Hose, grünem Shirt und weißer Kappe.

Nun bewegen sich die insgesamt sechs Tänzer und Tänzerinnen im Rhythmus der elektronischen Musik von Dasha Rush, die auch immer wieder an das Geräusch aufschlagender Tischtennisbälle erinnert. Alles wirkt dynamisch und schnell wie auf einem Spielfeld. Duos lösen sich heraus und das Tempo wechselt. Wie im Zweikampf stehen sie sich gegenüber; ihre Bewegungen sind zeitlupenartig. Solos folgen, Gruppenchoreografien, die zu Skulpturen werden und daraus wieder Bilder wie Mannschaftsfotos.

Die Choreografie von „Ping Pong Game“ arbeitet mit vielen Tempowechseln und entwickelt eine Bewegungssprache, welche den Charakter des Tischtennis, des Sports überhaupt, mit den variantenreichen Ausdrucksmöglichkeiten des zeitgenössischen Tanzes verwebt. So erschaffen die Tänzer*innen Bilder, die mal kraftvoll, mal insektenhaft-skurril, roboterhaft und dann wieder fließend schön sind. Dabei bleibt alles in einem spielerischen Fluss, der zusammen mit zahlreichen komischen Ideen eine gewisse Leichtigkeit vermittelt.

Darüber hinaus beschäftigt sich das Stück auch mit dem Schein und Sein in menschlichen Beziehungen. Schließlich gibt es auch dort Fairness, wie auch Tricks, Konkurrenz oder Täuschung. Zwei Männer tanzen in pulsierenden Bewegungen, als wollte dieser Tanz nie enden. Eine Tänzerin stoppt sie. Sie trennen sich.

„Wir sind die Spieler*innen und wir sind das Spiel“, sagt die Choreografin Olga Labovkina . „Es fliegen Blicke, Worte, Emotionen, Gefühle, Gelegenheiten, Motivationen, Grenzen, Energien. Das Spiel ist voller Konventionen und Vereinbarungen und nimmt die Spieler*innen auch im Namen der Täuschungen des Anscheins völlig gefangen. Erkennen wir die feine Linie zwischen Hingabe und Abhängigkeit?“

Labovkina hat zusammen mit Of Curious Nature einen überraschenden Tanzabend geschaffen. Es macht Spaß, dem Ensemble in einer teilweise neuartigen Bewegungssprache zuzuschauen, die sich immer wieder augenzwinkernd humorvoll zeigt. Am Ende drehen sich alle sechs Tänzer*innen am Boden zwischen einer Unmenge von Ping Pong Bällen.

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