Marco Goecke

 

Hundekot mitten ins Gesicht

Ballettdirektor Marco Goecke greift die FAZ -Tanzkritikerin Wiebke Hüster in Hannover tätlich an

Dass Goecke den Inhalt des Kot-Tütchens am Ende einer öffentlichen verbalen Auseinandersetzung der FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster direkt ins Gesicht geworfen hat, lässt sich nicht entschuldigen. Die Staatsoper Hannover hat reagiert und Goecke als Ballettdirektor suspendiert.

Starautor Ian McEwan fällt das Schreiben leichter, wenn ein Hund im Raum ist. Starchoreograf Marco Goecke hat im Ballettsaal gerne Dackel Gustav dabei - notfalls in einer Tasche. Das mag erklären, warum der Ballettdirektor des Staatsballett Hannover schon mal ein Tütchen mit Hundekot in der Tasche mitführt – sogar in der ersten Pause der Premiere seines neuen Stücks „Glaube – Liebe – Hoffnung“. Dass er den Inhalt dieses Tütchens am Ende einer öffentlichen verbalen Auseinandersetzung der FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster direkt ins Gesicht geworfen hat, lässt sich allerdings weder mit exzentrischem Künstlertum schönreden, noch als verständliche Eskalation in der Folge eines vernichtenden Verrisses entschuldigen.

Der erfolgsverwöhnte 50jährige Goecke wird in aller Regel mit Lob und Auszeichnungen überhäuft. Wiebke Hüster dagegen konnte er mit seiner jüngsten Arbeit für Nederlands Dans Theater nicht überzeugen. Über das abendfüllende Stück „In the Dutch Mountains“ schrieb sie in der FAZ, das Publikum werde “abwechselnd irre oder vor langer Weile umgebracht“. Ihr abschließendes Fazit: „Es ist eine Blamage und eine Frechheit, und beides muss man dem Choreographen umso mehr anlasten, als die Virtuosität und Präsenz der Tänzer des Nederlands Dans Theater nach mehr verlangen.“ Der pünktlich zur Premiere in Hannover erschienene Verriss hatte Goecke so erbost, dass er in der Pause das Streitgespräch mit der Kritikerin suchte – mit fatalem Ausgang.  

In der Tanzkritik wird in der Regel eher elegant mit dem Florett gefochten als mit der Mistgabel zugestochen. Doch selbst wenn Wiebke Hüster in ihrer Besprechung einen ungewöhnlich scharfen und polemischen Ton angeschlagen hat – keine wie auch immer geartete künstlerische Freiheit rechtfertigt eine physische Attacke, vom symbolträchtigen Bewerfen mit Kot ganz zu schweigen. Nun ist die Ballettwelt um einen bizarren Skandal reicher, während die steile Karriere des aus der bewährten Stuttgarter Choreografenschmiede stammenden Goecke ihren ersten gründlichen Knick bekommen dürfte. Wiebke Hüster hat Strafanzeige erstattet. Im Gerichtssaal muss Goecke vermutlich auch auf die Assistenz von Dackel Gustav verzichten.

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