Fo(e)rderungen
Deutscher Tanzpreis 2023 mit Barcamp in Essen
Ausgezeichnet werden Christian Spuck, Gabriele Brandstetter und posthum Tadashi Endo
Mit dem Deutschen Tanzpreis werden herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland ausgezeichnet. Die Jury des Deutschen Tanzpreises unter dem Vorsitz von Adriana Almeida Pees hat den Preisträger und die Ehrungen aus zahlreichen Vorschlägen, welche von Verbänden, Institutionen und Tanzschaffenden übermittelt wurden, ausgewählt. Der Gewinner des mit 20.000 Euro dotierten Tanzpreises ist der Choreograf Christian Spuck. Für herausragende Entwicklungen im Tanz wird Prof. Dr. Gabriele Brandstetter ausgezeichnet, was mit einer Zuwendung von 5.000 € verbunden ist. An Tadashi Endo, der am 25. Mai 2025 verstarb, wird die Ehrung posthum verliehen.
Preiswürdig: Christian Spuck und sein sympathischer Weg in Berlin
In der Begründung für den Preis an Spuck lobt die Jury die mutige, klare und herausragend erfolgreiche Arbeit mit dem Staatsballett Berlin: „Schon bevor Christian Spuck das Staatsballett als Intendant übernahm, kannte ihn das Publikum in Stuttgart, Zürich und weltweit den Choreografen als musikversierten Tanzschaffenden. In Berlin wählte Christian Spuck einen sympathischen Weg, der das Publikum in die Vorstellungen lockte und der Berliner Kompanie die Chance auf einen Stilwechsel ermöglichte: Als Künstler und Advokat der Künste zugleich vermag Spuck in kürzester Zeit das lange Bekannte mit noch Ungewissem zu verbinden. Zugleich gehen neue Dialogformate mit Publikum und Künstler*innen Fragen nach Unbehaglichem auf den Grund. Spuck bleibt im Gespräch, im Dialog mit Menschen. Diesen Weg gestaltet und geht er mit dem Gespür eines Tänzers, der Neugier eines Choreografen und dem Weitblick eines Intendanten.“
Christian Spuck wurde in der John Cranko-Tradition ausgebildet, sammelte zugleich Erfahrungen in der zeitgenössischen Bewegungssprache, etwa bei Anne Teresa De Keersmaeker, hat sich als Choreograf an zahlreichen Häusern etabliert, arbeitete mit Erfolg als Opernregisseur großer Komponisten von Barock bis Gegenwart und wurde zuletzt als Ballettcompany-Leiter in Zürich gefeiert.
Spuck wird diese große Aufmerksamkeit vielleicht helfen, denn wie man hört sollen im Rahmen der Berliner Kulturkürzungen auch dem Staatsballett Berlin massive Einbußen drohen. Vielleicht kann dieser Preis eine Umkehr der Planungen bewirken?
Pionierarbeit von Gabriele Brandstetter
Die Jury lobt bei Gabriele Brandstetter ihre Pionierarbeit für Tanzwissenschaft: „Als ihr großer, international anerkannter Verdienst gilt die Etablierung des Faches als eigenständige universitäre Disziplin. In ihren Publikationen, aber auch in den von ihr verantworteten Forschungsprojekten, Ausstellungen, Tagungen und Festivals gerinnt der Tanz niemals zu bloßer Theorie; immer bleibt er lebendige Bewegung. Der zentrale Platz, welchen die Tanzwissenschaft im Reigen der Kunst- und Geisteswissenschaften im Laufe der Jahrzehnte erhalten hat, ist untrennbar mit dem Namen Gabriele Brandstetter verbunden.“
Die leidenschaftliche Tanzwissenschaftlerin, die mit ihrem eigenen Lehrstuhl in Berlin eine Reihe von erfolgreichen Nachwuchswissenschaftlerinnen hervorgebracht hat und weiterhin in der Szene aktiv ist, erhält diese Auszeichnung zurecht.
Posthumer Preis für den Butoh-Tänzer Tadashi Endo
Für seine Arbeit in der Kunst des Butoh-Tanzes verleiht die Jury des Deutschen Tanzpreises Tadashi Endo posthum die Ehrung für das Lebenswerk: „Tadashi Endo ist ein großer Meister und Lehrer des Butoh. Mit Tadashi Endo, seinem MAMU Festival und dem Butoh Centrum MAMU hat der Tanz in Deutschland Raum und Wahrnehmung, eine Heimat und ein Zentrum gefunden. Von hier aus hat er Tänzerinnen und Tänzer in Deutschland und Europa inspiriert und seine Kunst in die Welt getragen. So artifiziell sein Tanz ist, so eng verbunden ist Tadashi Endo in seiner Kunst der Welt, in der wir leben. Seine Stücke handeln von der Pandemie, vom Krieg, von den Ertrinkenden im Mittelmeer. Sie handeln von der Suche nach der Seele der Menschheit, von menschlicher Verbundenheit, vom Weg zu einer großen Gemeinschaft.“
Tadashi Endo verstarb am 25. Mai 2025 nach der Juryentscheidung, die er noch mit großer Freude zur Kenntnis nehmen konnte. Ihm wird die Ehrung nun posthum verliehen.
Große Gala im Februar 2026
Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Tanz-Gala am Samstag, den 28. Februar 2026 um 19.00 Uhr im Aalto-Theater Essen statt. Einen Tag vor der Gala lädt der Dachverband Tanz Deutschland zum „Tanzpreis Kultursalon“ als Gelegenheit, um mit Christian Spuck und Gabriele Brandstetter ins Gespräch zu kommen und alle drei Ausgezeichneten ausführlich zu ehren.
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