Die Auserwählten 13

Es war ein sehr intensiver und gleichzeitig bereichernder Prozess, aus den 550 gesichteten Tanzproduktionen der vergangenen zwei Jahre diese Auswahl von 13 Stücken zu treffen, sagt Katharina Christl, Rektorin der Palucca Hochschule Dresden und Jurymitglied für die Tanzplattform 2026, am Mittwochvormittag bei der Programmvorstellung. Insgesamt sei die Vielfältigkeit an künstlerischen Ideen und Ansätzen, die Sprachgewalt und Qualität der deutschen Tanzszene enorm. Gleichzeitig zeichne sich an der Ernsthaftigkeit vieler verhandelter Themen auch der derzeitige enorme Druck und die Bedrohung für Künstler*innen wie für die gesamte Welt ab. 

An der Auswahl der fünfstimmigen bzw. siebenköpfigen Jury (die Vertreter*innen Carena Schlewitt, André Schallenberg und Christoph Bovermann von Hellerau hatten sich eine Stimme geteilt) fällt zuallererst die große Anzahl von FLINTA*-Choreograf*innen auf – nämlich 11 von 13. Sechs Produktionen stammen von Berliner Künstler*innen, was auf Nachfrage bei der Jury an der immensen Quantität und Qualität von Produktionen in der Hauptstadt liegt – mehr als bedauerlich, dass die Berliner Landesregierung diese für die bundesdeutsche Szene elementare Rolle Berlins nicht sieht ...  Bei den weiteren Vertreter*innen fällt auf: Zweimal Köln, zweimal Hamburg, einmal München, einmal Düsseldorf, einmal Dresden – nur die gängigen Tanzstädte sind vertreten, Überraschungen bleiben hier aus.  

Besonders erfreulich ist, dass nach der Einladung von Anna Tills und Nora Ottes „Schwanensee in Sneakers“ zur Tanzplattform 2024 in Freiburg in diesem Jahr gleich zwei Tanzstücke für junges Publikum eingeladen sind – das partizipative „Du bist dran“ der Hamburger Choreografin Regina Rossi und „Spiel im Spiel“ der für den FAUST-Preis nominierten Münchner Choreografin Ceren Oran. Höchst erfreulich, dass sich Hellerau als Teil des Bundesnetzwerks explore dance sowie Jurymitglied Simone Schulte-Aladag, Leiterin des Festivals Think Big! und des Münchner Partners von explore dance, Fokus Tanz – Tanz und Schule e.V., hier für eine ebenbürtige Einbettung von Tanz für junges Publikum innerhalb des gesamten Tanzkosmos einsetzen konnten. 

Ansonsten gibt es eine bunte Mischung aus neuen und bekannten Gesichtern. Wiederkehrer*innen zur Tanzplattform sind Claire Cunningham, Tanzpreisträgerin Sasha Waltz in einer Kooperation mit Stefan Kaegi von Rimini Protokoll, Eszter Salamon mit einer Überarbeitung ihres vor 14 Jahren zur letzten Dresdner Plattform eingeladenen „Dance for Nothing“, Adam Linder, Kat Válastur und Katharina Senzenberger. Die Eröffnung bestreitet in der Staatsoperette „Until the Beginnings“, ein Kooperationsprojekt der Kölner Choreografin Stephanie Thiersch gemeinsam mit der renommierten senegalesischen École des Sables und Alesandra Seutin. Komplettiert wird das Programm mit dem Dresdner Lokalvertreter Charles A. Washington, der Kölnerin Elsa Artmann, Jessica Nupen aus Hamburg und „This resting, patience“ von Ewa Dziarnowska (Berlin), die das Publikum mit ihrem intimen Langzeitduett seit nun fast zwei Jahren auf zahlreichen Festivals begeistert.

Die Auswahl im Überblick

1. Elsa Artmann/SANFTE ARBEIT: Langes Wochenende
2. Claire Cunningham: Songs of the Wayfarer
3. Ewa Dziarnowska: This resting, patience
4. Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) mit Sasha Waltz & Guests: Spiegelneuronen
5. Adam Linder, Ethan Braun & Solistenensemble Kaleidoskop: Tournament
6. MOUVOIR/Stephanie Thiersch & École des Sables/Alesandra Seutin, UNTIL THE BEGINNINGS
7. Jessica Nupen: Reparation Nation
8. Ceren Oran & Moving Borders: Spiel im Spiel
9. Regina Rossi: DU BIST DRAN!
10. Eszter Salamon: Dance for Nothing (revisited) (2024)
11. Katharina Senzenberger: Lovedance
12. Kat Válastur: Dive Into You
13. Charles A. Washington/Pinkmetalpetal Productions: The Children of Today

Die Tanzplattform 2026 in Dresden hat sich mit vielen städtischen Partnern zusammengeschlossen, um auch dem breiteren Publikum eine Teilhabe am künstlerischen Programm zu ermöglichen. Dazu gehören auch tägliche, offene Bewegungsangebote für alle. Das Fachpublikum darf sich neben Jury-Meetings, Partys, einer Installation vom Dachverband Tanz Deutschland, einer Gesprächsrunde von explore dance und dem traditionellen Goethe-Institut-Empfang auch auf Pitchings von Choreograf*innen aus Deutschland und aus Sachsen freuen sowie auf Kooperationsangebote mit der Tanztriennale, die im Juni erstmals in Hamburg stattfindet. 

Weitere Infos zur Tanzplattform Deutschland 2026
 

Die Jury der Tanzplattform Deutschland 2026

• Katharina Christl (Rektorin Palucca Hochschule für Tanz Dresden)
• Joanna Leśnierowska (Choreografie-Kuratorin / Visuelle Dramaturgin | Köln/Zürich)
• Alexandra Morales (Künstlerische Co-Leitung Unusual Symptoms | Theater Bremen)
• Simone Schulte-Aladag (Künstlerische Leitung Fokus Tanz | Tanz und Schule e.V. / Co-Leitung Tanzbüro München)

HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste hat als Veranstalter eine Stimme, die durch folgende Personen vertreten ist:

• Carena Schlewitt (Intendantin)
• André Schallenberg (Programmleitung Tanz und Theater)
• Christoph Bovermann (Künstlerische Projektleitung Tanzplattform Deutschland 2026)