„Écoutez-moi“ von Jon Ole Olstad, Tanz: Studierende aus dem 1. Studienjahr des Bachelor-Studiengangs Tanz

Selbstbehauptung

Die Palucca Hochschule für Tanz Dresden mit ihrer diesjährigen Soiree

Von der Orientierungsklasse bis hin zum Bachelor-Studiengang Tanz: So balanciert man Emotionen aus

Dresden, 23/06/2023

Gefreut hat sich anlässlich der ersten Vorstellung der Soiree der Palucca Schule am Donnerstag vor allem einer: Rektor Jason Beechey. Und der hatte allen Grund dafür, denn noch am Abend zuvor, anlässlich der Generalprobe, war im Grünen Saal der Hochschule, dem diesjährigen Veranstaltungsort, die Klimaanlage ausgefallen. Für ein zweistündiges Programm wären das, trotz Pause, bei diesem Wetter ziemlich ungemütliche Bedingungen, und zwar für alle Beteiligten. Wehmütig denkt man da an die vergangenen beiden Jahre zurück, in denen die Hochschule, coronabedingt, auf dem eigenen Campus eine großzügige Open-Air-Bühne aufgebaut hatte. Das Publikum hatte das Flair sichtlich genossen. Allerdings ist dieses Projekt mit derartigem Aufwand verbunden, dass das nicht so ohne weiteres zu wuppen ist. Schließlich kommt das „on top“ zu allen Aktivitäten des Hochschul-Alltags. Zu teuer, zu aufwendig. Als schwachen Trost können sich alle den 6. Juli im Kalender anstreichen. Dann präsentieren die Schüler und Studierenden das Programm mit großem Tamtam in der Semperoper. Die dortigen Bühnenmöglichkeiten dort sind natürlich ganz andere als im Grünen Saal, was aber nicht bedeutet, dass sie unbedingt besser sind.

Die Besonderheit der „Spielstätte im eigenen Haus“ besteht ja eben gerade in der Schlichtheit des Raumes, in dem keine Bühne Distanz zwischen den Tänzerinnen und Tänzern auf der einen Seite und dem Publikum auf der anderen entstehen lässt.

Jene Nähe ist natürlich besonders gut dazu geeignet, das „Handwerk“ in Augenschein nehmen zu können. Dramaturgisch zeigt sich, dass das Programm auch dieses Mal so aufgezogen ist, dass die unterschiedlichen Klassenstufen nicht der Reihe nach tanzen, beginnend mit den Jüngsten. Diese Durchmischung hat sich in den letzten Jahren bewährt und bringt viel Abwechslung. So stehen spielerische Versuche, die vierte Wand zu durchbrechen („Ich seh‘ etwas, was Du nicht siehst“, Orientierungsstufe I) und neckische Verbortheiten auf der Jagd nach einer störenden Fliege („Es reicht!“, Orientierungsstufe II) ganz selbstverständlich neben jugendlicher Reflektiertheit und Suche nach Orientierung im Prozess des Erwachsenwerdens. Da kann sehr viel Aggressivität im Spiel sein, wie im wütenden „Ècoutez-moi“ (1. Studienjahr des Bachelor-Studiengangs Tanz), aber auch im sehnsuchtsvoll melancholischen „Your Passion is pur Joy to me“ in der Choreografie von Stijn Celis. Hier beweisen die Studierenden des 3. Studienjahrs des Bachelor-Studiengangs Tanz intensive Kongenialität, die durch die Stimme Nick Caves ganz besondere Untermalung findet. Diese längste Arbeit des Abends gibt ausreichend Raum, genau die Emotionen zu entwickeln, die Tanz in seinen besten Momenten ausmacht.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, unbedingt auch die Vorstellung in der Semperoper zu besuchen. Brian Scalini, der einen Master im Studiengang Choreografie im Ärmel stecken hat, hat hier zum wiederholten Mal eine saubere Arbeit abgeliefert („Icari“, Nachwuchsförderklasse 3). Er ist dafür bekannt, auch mit Begeisterung im Bereich Kostüm unterwegs zu sein und dort viel zu experimentieren. Für diese Arbeit hat er seinen Tänzerinnen und Tänzern auffallend schlichte Outfits verpasst, ärmellose Oberteile und gerade geschnittene Hosen, deren Farbgebung es in sich hat. Rückseitig sind alle schwarz und wirken wie aus einem Guss; die Vorderseite hingegen ist in hellem Grau gehalten und so gestaltet, dass eine auffallend schlanke Silhouette entsteht. Die Wirkung dieses Kontrastes zwischen Hell und Dunkel ist auf der großen Bühne der Oper unter gekonntem Einsatz von Licht mit Sicherheit eine Wucht in Tüten.

Auch erst zur Vorstellung in der Oper werden, wie es Tradition ist, die Stipendien vergeben. Trotzdem dürfen die Ausgezeichneten bereits offiziell bekanntgegeben werden. Die Deutschland-Stipendien gehen an Korbinian Friedl (2. Studienjahr, Bachelor-Studiengang Tanz), Noe Valdes Vega (1. Studienjahr, Master-Studiengang Choreografie), Ruth Spitzlei (2. Studienjahr, Master-Studiengang Dance Teacher). Patrick Liam Short (1. Studienjahr, Bachelor-Studiengang Tanz) erhält den DAAD-Preis.

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