„TIME*SAILORS IV – The Return“ von Bert Gstettner und Tanz*Hotel

Tanzend durch Raum und Zeit

„TIME*SAILORS IV – The Return“ von Bert Gstettner und Tanz*Hotel bei ImPulsTanz Wien

Der Wiener Choreograf Bert Gstettner begibt sich gemeinsam mit fünf Tänzern auf eine Reise durch die Zeit und über raue See. Entstanden ist ein theatrales Tanzstück mit so manchen Slapstick-Einlagen.

Wien, 08/08/2022

Um auf das Schiff, das scheinbar von Quallen umgeben ist, zu gelangen, muss zu Beginn eine unsichtbare aber sehr widerständige Kraft überwunden werden. Mühsam kämpfen sich die sechs Tänzer, Bert Gstettner ist einer von ihnen, nach vorne zum Bühnenrand, werden immer wieder zurückgeworfen. Als diese Hürde überwunden scheint, tut sich die nächste auf: die Zeit. Ist es denn möglich, gleichzeitig hier und dort zu sein? Kann man die Zeit austricksen? Es sind durchaus philosophische Betrachtungen, die Gstettner anstellt.

Doch endlich geht die Reise los: Zwischendurch wird ein Schiffbrüchiger, der in einer roten Tonne über die Bühne rollt, aufgenommen. Einmal stehen die Matrosen kurz vor der Meuterei. Doch dann wird gemeinsam gegen das Element Wasser angekämpft. Und wo Wasser ist, sind natürlich Schwäne auch nicht weit. Allerdings gibt es hier ein Happy End, denn die Beiden finden zueinander. Was in dieser kurzen Szene auf den ersten Blick amateurhaft wirkt, ist bewusst als Stilmittel eingesetzt: Gstettner kennt die Codes des Klassischen Balletts sehr gut und setzt sie gekonnt ein.

Choreografisch arbeitet Gstettner viel mit Bodenarbeit, Sprüngen, Akrobatik und dem Mittel der Wiederholung. Auf der linken Bühnenseite befindet sich ein Metallsteg im 45-Grad-Winkel an eine Säule gelehnt, den immer wieder hochgelaufen wird. Auf der rechten Seite eine leicht schräg nach hinten geneigte Metallwand, an der gelehnt und geklettert wird. Zwischendurch wird diese auch als Perkussionsinstrument eingesetzt. Im Hintergrund ein Berg von schwarzen, luftgefüllten Reifen, die teilweise an Schwimmreifen erinnern. Gegen Ende des Stückes werden diese über die Bühne gerollt, geworfen, als Kampfmittel eingesetzt, aber sie schützen die Tänzer auch vor Verletzungen, wenn sie wo dagegen laufen. Zum Schluss gehen die fünf Matrosen und ihr Kapitän wieder an Land und singen dabei Kurt Weils „Moon of Alabama“. Nach 75 kurzweiligen Minuten mit vielen unterschiedlichen, die Phantasie anregenden Szenen, die durch Blackouts getrennt sind, gibt es viel Applaus vom Publikum.

„TIME*SAILORS IV – The Return“ ist die Fortsetzung einer Trilogie, die in den Jahren 1995–98 zur Aufführung gekommen ist. Auf Einladung von ImPulsTanz hat der Wiener Choreograf Bert Gstettner nun noch einmal die Segel gesetzt und einen vierten Teil zur Uraufführung gebracht. Nicht ganz ohne Komplikationen, denn der Vorstellungstermin musste aufgrund des allseits bekannten Virus verschoben werden. Die positive Seite daran: Gstettner musste einen Tänzer ersetzen, und man konnte ihn somit wieder einmal auf der Bühne erleben. Gernot Sommerfeld hat – wie schon 1995 – das beeindruckende Bühnenbild geschaffen. Die passende Musik steuerten Klaus Obermeier und Robert Spour bei.

Insgesamt waren bei ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival 54 Produktionen, davon 17 Uraufführungen, in 122 Vorstellungen zu sehen, die ca. 44.600 Zuschauer*innen besucht haben (das bedeutet eine Auslastung von knapp 97 %). Über elf Uraufführungen und drei Österreichische Erstaufführungen haben wir auf tanznetz.de berichtet. Zusätzlich gab heuer auch 230 Workshops für Profis und Amateure, 128 kostenlose Public-Moves-Klassen an öffentlichen Orten, Public Showings, Symposien, Filmvorführungen, Lesungen … Viel zu viel, um alles hier aufzuzählen. Aber es muss doch einmal erwähnt werden, was hier von 7. Juli bis 7. August 2022 auf die Beine gestellt wurde. Man darf sich bereits jetzt auf die 40. Ausgabe von ImPulsTanz freuen, die von 6. Juli bis 6. August 2023 stattfinden wird.

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