„blackmilk (melancholia)“ von Tiran Willemse

Choreografieren zur Selbstfindung

„blackmilk (melancholia)“ von Tiran Willemse bei Impulstanz

In seinem Solo beschäftigt sich der junge südafrikanische Choreograf und Performer mit unterschiedlichen Gesten und wie diese gelesen werden können. Ein Blick von außen durch eine*n Dramaturg*in könnte im Entstehungsprozess des nächstens Stückes hilfreich sein.

Wien, 20/07/2022

„[8:tension] Young Choreographers’ Series“ bei ImPulsTanz, Vienna International Dance Festival, widmet sich – wie der Name schon sagt – Nachwuchschoreograf*innen. Im Rahmen dieser Serie kam nun „blackmilk (melancholia)“ von Tiran Willemse zur Uraufführung. Das Solo, in dem Willemse selbst auf der Bühne steht, soll den Anfang der Trilogie „trompoppies“ bilden. „Trompoppies ist ein Wort aus dem Afrikaans für Trommelmajoretten, die einen Uniformtanz aufführen“, kann man im Programmheft nachlesen.

Zu Beginn ist die dunkle Bühne nur durch einen pulsierenden Lichtkreis beleuchtet, der sich über dieselbe bewegt. Willemse geht über die Bühne, lehnt sich immer wieder an die Wand und verharrt dort – zumindest kann man das schemenhaft erkennen. Nach dem Einsatz von viel Theaternebel, wird es zwar etwas heller, doch auch die nun zum Einsatz kommenden Lichtstraßen, die über die Bühne wandern, beleuchten Willemse immer nur kurz. So sind die vielen Gesten und Posen nur bruchstückhaft zu erkennen. Man glaubt, so manche große Geste einer Stummfilmdiva zu sehen, aber auch Machoposen von Rappern und hin und wieder denkt man, dass man Odette oder Giselle erkennen kann. Hier offenbart sich ein großes Problem des Lichtdesigns von Fudetani Ryoya und Willemse: eine Geste kann nur etwas aussagen, wenn diese gesehen wird und das ist leider oftmals nicht der Fall.

Die meiste Zeit spricht Willemse auch mit sich selbst – für das Publikum ist der Text scheinbar nicht gedacht, da seine Stimme nicht verstärkt wird. Gegen Ende beginnt er in einem großen Kreis über die Bühne zu laufen. Minutenlang verausgabt er sich. Es scheint, als ob er von etwas davonlaufen möchte. Der Schlussapplaus wird durch einen Epilog abgebrochen. Im Stroboskoplicht beginnt er, Lautsprecherboxen über die Bühne zu schieben. Man bekommt den Eindruck, er möchte rebellieren, traut sich aber nicht. Dann holt er einzelne Zuschauer*innen auf die Bühne und geleitet diese über eine Bühnentür nach draußen. Ein Prozess, der dadurch abgekürzt wird, dass irgendwann der Großteil des Publikums aufsteht und den Saal durch die normalen Ausgänge verlässt.

Je länger die Performance andauert, desto mehr bekommt man das Gefühl, dass Willemse in seinem Suchen nach Gesten und Bewegungen dabei ist, sich selbst zu finden. Doch dieser Selbstfindungsprozess ist für ein Stück zu wenig, ein Blick von außen durch eine*n Dramaturg*in könnte im Entstehungsprozess des nächstens Stückes hilfreich sein. Dann wird man vielleicht von Willemse noch öfters etwas sehen wollen, denn er ist definitiv ein ausgezeichneter Performer mit starker Bühnenpräsenz.
 

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