Ein Jahrhundert-Leben für den Tanz

Die Tänzerin und Pädagogin Ingeborg Kölling verstarb am 16. Februar

Die Tanzwelt trauert um die Mitbegründerin des Tanzfestivals Münster und des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik. Ein Nachruf ihres langjährigen Weggefährten Ulrich Roehm.

Münster, 20/03/2020

Von Ulrich Roehm

Am 16. Februar starb die Tänzerin und Tanzpädagogin Ingeborg Kölling, sie war eines der langjährigsten Mitglieder des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik!

Geboren am 21. Mai 1926 war es Ingeborg Köllings klare Berufung, ihr Leben dem Tanz zu widmen. Und das mit unermüdlicher Intensität und Ideengebung. In ihrer historisch ebenfalls der Kunst und dem Tanz verschriebenen Geburtsstadt Dresden konnte sie ihre gesamte Ausbildung an der Dresdener Staatsoper absolvieren, mit anschließendem Engagement in deren Tanzensemble bis zur Solistin, und das bis die Oper 1944 aus dramatischen Kriegsgründen schließen musste. Doch 1945 finden wir sie bereits an dem nicht weniger renommierten Ballett der Bayerischen Staatsoper München und dem folgte - sicher aus sehr persönlichen Schicksalsgründen - 1952 das Engagement für das damals sehr bekannte „Eisballett Maxi und Ernst Bayer“, für welches sie als Assistentin des Ballettmeisters Rudolf Kölling tätig wurde und den Ballettunterricht der Kompanie übernahm. Begeistert widmete sie sich nun der Kunst des Eislaufens und wurde somit ebenfalls aktives Mitglied bei den Vorstellungen.

Nun nahm das Leben weiter seinen Lauf: 1959 Heirat mit Rudolf Kölling und mit der Neueröffnung der Städtischen Bühnen Münster wechselten sie gemeinsam dorthin - Rudolf Kölling als Ballettdirektor und Ingeborg als Solotänzerin und seine Assistentin, ebenso als leitende Pädagogin der angeschlossenen Theater-Ballettschule.

1963 eröffneten sie gemeinsam in Münster die allererste Ballettschule der Stadt und hatten sich nun die weitere Aufgabe gestellt, die Kunst des Tanzes auch dem breiten Publikum und der Jugend zu vermitteln. Nach der Geburt ihrer Tochter Nicole beendete sie ihre Bühnenlaufbahn und widmete sich ganz der Familie sowie ihrer Ballettschule Kölling. Doch schon bald traf sie der wohl größte Schicksalsschlag ihres Lebens. Bereits 1970 starb ihr Mann Rudolf und so begann für die nun folgenden 50 Jahre ein absolut neues Leben.
Ingeborgs waches Interesse am Tanz und allem Neuen war ungebrochen. Sie vergrößerte ihre Schule mit dem Umzug in größere und repräsentativere Räumlichkeiten und führte, für die damalige Zeit noch ‚sensationeller Weise‘, Jazztanz in das Unterrichtsprogramm ein. Und so finden wir sie auch unter den ersten Interessierten, nicht nur für die Gründung des „Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik“ (DBfT), sondern auch für das in Deutschland sich neu zeigende Unterrichtssystem der ROYAL ACADEMY OF DANCE – London (RAD). Sie war bereits bei den ersten, damals noch von mir im Jahre 1974 privat organisierten tanzpädagogischen Wochenendseminaren mit dabei und so auch als ein Mitglied dieses ‚Fähnleins der tanzpädagogisch Aufrechten‘ bei der Gründung dieses nun nicht mehr privaten Vereins.

Nicht nur, dass sie an allen sich dem Unterrichtsmaterial der RAD ergebenden Seminaren teilnahm, sie beschäftigte sich intensiv mit diesem System bis zur Absolvierung einer entsprechenden Prüfung im Jahre 1977 und wurde somit eines der ersten aktiven Mitglieder der Royal Academy of Dance – London in Deutschland. Desgleichen erarbeitete sie in ihrer Schule die betreffenden „Lehrpläne für Kinder und Jugendliche“ der RAD und nahm im Jahre 1977 mit ihren Schüler*innen an den betreffenden Prüfungen vor einer aus London kommenden Prüferin teil.

Im Jahre 1989 war sie eine der ideengebenden Mitbegründer*innen des nun jährlich stattfindenden „Tanzfestivals Münster“ - und so kann sicher mit vollem Recht gesagt werden, dass Ingeborg Kölling die Szene des Künstlerischen Tanzes in Münster maßgeblich begründet hat, so dass diese sich heute mit Stolz „Tanzstadt Münster“ nennen kann.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass der damalige Vorstand des DBfT mit der Bitte an Ingeborg Kölling heran trat, sich bei der nächsten anstehenden Vorstandswahl als Kandidatin zur Wahl zu stellen. Und somit wurde sie seit dieser Wahl im Jahre 1987 eine der hilfreichsten, immer mit neuen Ideen zur Vorstandsarbeit beitragenden Kollegin, bis sie sich 2004 nach 17 aktiven, ehrenamtlichen Jahren im Alter von immerhin 78 Jahren aus der Vorstandsarbeit zurückzog, doch als Ehrenmitglied bis zuletzt an diversen Aktivitäten des Verbandes wie auch der Verleihung des Deutschen Tanzpreises mit äußerstem Interesse teilnahm.

Am - in diesem Jahre bereits den Frühling ankündigenden - Sonntag, den 16. Februar 2020, beendete sie dieses so ereignisreiche Leben nach einer nur kurzen, dreitägigen Vorbereitung in den Armen ihrer geliebten Tochter Nicole.

 

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