Eröffnung vor dem tanzhaus nrw
Eröffnung vor dem tanzhaus nrw

Los geht‘s

Die internationale tanzmesse 2018 in Düsseldorf

Mit vielen offiziellen Reden und zwei Performances des TAO Dance Theatre aus Beijing wird die internationale tanzmesse nrw 2018 eröffnet. Parallel startet bereits ein volles Programm.

Düsseldorf, 30/08/2018

Theoretisch funktioniert das Wortspiel schon mal gut: „Fair and Festival“. So lautet der Untertitel der diesjährigen internationalen tanzmesse, dem größten Branchentreffen der zeitgenössichen Tanzszene. Denn „fair“ bedeutet nicht nur Messe, sondern auch gerecht. Das will die tanzmesse sein, wenn sie wie alle zwei Jahre viele verschiedene Regionen, Kompanien und Genres aus über 30 Ländern einlädt. Diese internationale Vielfalt soll den ungefähr 1900 erwarteten FachbesucherInnen gleichberechtigt - fair - präsentiert werden. Der Fokus liegt (trotzdem?) erstmals auf einer ganz bestimmten Tanzszene: der, der Volksrepublik China.

Bei der tanzmesse nrw soll ein konzentrierter, informativer Austausch ermöglicht und die internationale Vernetzung vorangetrieben werden. Für viele Branchen sind solche Treffen eine Selbstverständlichkeit. Für den zeitgenössischen Tanz ist die tanzmesse nrw seit Jahren die einzige und daher eine sehr wichtige Gelegenheit nicht nur möglichst viele der über 50 Performances mit Choreografien aus aller Herren Länder zu sehen, sondern auch in den Open Studios einen Einblick in die Arbeit verschiedenster KünstlerInnen zu bekommen, in T-Talks aktuelle Themen zu diskutieren und natürlich an den zahlreichen Messeständen miteinander ins Gespräch zu kommen. Vor dem tanzhaus nrw tummeln sich denn auch schon die internationalen Gäste und wechseln ihr Geld in eigens für die tanzmesse produzierte Wertmarken. Die gelben und roten Tokens kreieren so schon ganz gleichberechtigt eine gemeinsame tanzmesse-Währung. Doch der Verkauf dieser Marken dauert ziemlich lange. Und auch die Eröffnung der tanzmesse beginnt direkt mit einer halben Stunde Verspätung. Nacheinander treten Staatssekretär Klaus Schäfer, NRWs Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, der Botschafter der Volksrepublik China Shi Mingde, Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel und Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters ans Rednerpult. Die Dankesliste ist lang und die vielen Förderer und Stiftungen wollen genannt werden (Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Kunststiftung NRW, Landeshauptstadt Düsseldorf, Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, Volkswagen AG). Gewohnt förmlich und offiziell geht das vonstatten.

Der neue Direktor der tanzmesse nrw, Dieter Jaenicke, spricht als letzter und verleiht diesem förmlichen Abend ein wenig Emotionalität. Tanz soll eine globale Stimme sein in dieser Welt, in der KünstlerInnen wieder vermehrt mit politischen Schranken konfrontiert sind. Er entschuldigt sich bereits für alles, was in der (zu kurzen) Vorbereitungszeit schon schiefgelaufen sei oder gar vergessen wurde. Und bedankt sich von Herzen bei seinem kleinen Team. Das ist fair, aber auch beschwichtigend.

Nach den Reden wird die Eröffnung auf der großen Bühne des tanzhaus nrw mit dem seit zehn Jahren bestehenden TAO Dance Theatre aus Beijing mit einer Choreografie von Tao Ye, der in letzter Zeit auch international immer bekannter wird, fortgeführt. Parallel zeigen etwa auf der kleinen Bühne, im Capitol Theater, im Central und im FFT ChoreografInnen und TänzerInnen aus Frankreich, Mexiko und Taiwan, um nur einige der Herkunftsländer zu nennen, ihre Arbeiten. Leider kann man nicht überall gleichzeitig sein. TAO präsentiert zwei seiner jeweils 30-minütigen Stücke einer längeren, durchnummerierten Serie. Im düsteren „6“ (2014) sind sechs schwarz gekleidete TänzerInnen auf der Bühne, im hellen Stück „7“ (2014) dementsprechend sieben. Die beiden Choreografien ähneln sich in ihrem Minimalismus und ihrer Körperkonzentriertheit sehr. Sie sind schwungvoll und präzise zugleich. Aus der Hüfte heraus, die Beine fest am Boden, entfalten die TänzerInnen mit ihren Oberkörpern fließende Bewegungen. Akustisch unterstrichen werden diese Körperwellen im zweiten Teil mit einem Klangbett aus dem Summen der TänzerInnen. Eindrucksvoll performt die Kompanie in ungeheurer Konzentration und Perfektion.

Am anschließenden Buffet gibt es ganz dem Länderschwerpunkt entsprechend chinesische Gerichte und eine tänzerische Intervention der Guangdong Modern Dance Company. Die TänzerInnen schlängeln sich im Foyer vom tanzhaus nrw durch die stehenden Gäste. Die tanzmesse 2018 ist eröffnet. Ob das Wortspiel „Fair and Festival“ auch praktisch funktioniert, wird sich während der nächsten drei Tage zeigen.
 

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