"B.B." von Ofelia Jarl Ortega
"B.B." von Ofelia Jarl Ortega

Zwischen Pop- und Subkultur

ImPulsTanz – Young Choreographers' Award

Ofelia Jarl Ortega erhält für ihre Arbeit „B.B.“ die erstmals vergebene Auszeichnung des Festivals ImPulsTanz.

Wien, 16/08/2018

Mit dem 12. August ging einmal mehr eine Impulstanzfestivalsaison zu Ende und fand ihren sprichwörtlich krönenden Abschluss in der Verleihung des diesjährig erstmals vergebenen Young Choreographers' Award, gesponsert von Casinos Austria. Anstatt des seit 2008 bestehenden Prix Jardin d'Europe hat Impulstanz mit diesem neuen Preis bereits im Titel die Zielrichtung der Auszeichnung gefunden. Das Impulstanzfestival widmet sich im Rahmen der Performanceserie 2018 bereits zum achtzehnten Mal klar einer Profilierung junger Choreograf*innen. Acht Teilnehmer*innen waren vertreten, und die räumliche Nutzung des White Cubes, der seit einigen Jahren in Kooperation mit MUMOK und Leopold Museum betrieben wird, nahm erneut einen Platz in der ästhetischen Raumaneignung durch das Impulstanzfestival ein.

Neben Karin Pauer und Alex Baczynski-Jenkins war es allen voran die diesjährige Preisträgerin, Ofelia Jarl Ortega, die dem Museumsquartier ihre zeitgenössische Zeichen- und Körpersprache entgegensetzte. In der Jurybegründung heißt es, dass die Suche nach dem diesjährigen Preisträger an der Frage nach der Nutzung ästhetischer Mittel im konkreten Verständnis des kontemporären Zeitgeistes hänge. Ofelia Jarl Ortega bediente sich gemeinsam mit Komponist Patrik Patsy Lassbo und Tänzerin Alexandra Tveit dabei aus dem Vokabular von Pop- und Subkultur: von dem titelgebenden „B.B.“, das für Babe, Baby oder Brigitte Bardot stehen könnte, bis zu den low pitch Autotune-Gesängen und techno-erotischen körperlichen Annäherungen der zwei Performerinnen waren die Materialien einem zeitgenössischen Musikfundus entliehen, der sich körperlich auf Hock- und Hüftbewegungen ausdehnte, die irgendwo im Zeitalter von Drake, Nicki Minaj und Childish Gambino ihre populärste Verbreitung finden konnten.

Während Ortega zu Beginn in ein Cape gehüllt war und so zwischen Little Red Riding Hood und Street Hoodie die in ein hautenges, rotes Latexkostüm gekleidete Tveit umkreiste und sie mit dem Sprechgesang ihrer low pitch voice beinah in einem sensuellen Ritus beschwor, ließen sich nach musikalischen Brüchen die zwei Performerinnen, nurmehr in see-through Tops, auf erotisierende und den eigenen Körper feiernde Zwischenspiele ein, die eins-zu-eins überhitzten Nächten in Clubräumen entnommen zu sein schienen. Die Jury, bestehend aus Tanzkritikerin Astrid Kaminski, Choreografin Lisa Hinterreithner und Tänzer Johann Ebert, benannte dies in ihrer Entscheidung als die Schaffung eines „hochkonzentrierten Raumes, in dem Genuss und Groove neben einer körpersprachlichen Kompromisslosigkeit koexistieren können“.

Es wurde somit eine sehr junge Arbeit ausgezeichnet, die sich ihrer konkreten Bezüge und einer präzisen Körpersprache bewusst war und dennoch manchmal die Frage offen ließ, für wen die oft wiederholten Ausbrüche in bloßes Twerking dramaturgisch mehr eröffneten als den einmalig notwendigen Raum, in dem der betrachtende Blick in Frage gestellt werden muss und zwei junge Frauen ihre stilisiert sexualisierten Körper nur für sich selbst feiern und fühlen können.

 

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