„Hipster the King“ von Thanapol Virulhakul

„Hipster the King“ von Thanapol Virulhakul

Immer schön mitmachen

Tanzperformance „Hipster the King“ von Thanapol Virulhakul in Ludwigshafen

Beim Festival „Offene Welt“ im Theater im Pfalzbau zeigt der thailändische Regisseur „Hipster the King“. Im Democrazy Theatre Studio in Bangkok entstehen die mit viel Ironie und Gesellschaftskritik versehenen Arbeiten des Künstlers.

Ludwigshafen, 05/03/2015

Auf der Rückwand der intimeren Studiobühne des Theaters im Pfalzbau wird ein Satz nach dem anderen eingeblendet. Da steht etwa: „Sie machen das immer nur für Euch“ und „Warum helft Ihr nicht?“ Gemeint ist das Publikum. Es soll den sechs Hipster-Ikonen auf der Bühne beistehen. Sechs in einer Pose erstarrte Figuren, die durch ihre kostümierte Erscheinung für ein System, eine Ära, eine Traditionsweise oder schlicht eine Daseinsform stehen. Ihre Standhaftigkeit wirkt heroisch, denn es läuft eine staatstragende Musik vom Band. Sie verleiht den Ikonen eine Gewissheit, eine Widerstandsfähigkeit und auch eine Portion Selbstvergessenheit. Denn sie scheinen in sich selbst zu ruhen. Doch zwei agile Helferinnen, unverkennbar durch ihr Einheitsdress – Kniestrümpfe, Shorts und Bluse – sind die Kollaborateure des Spektakels. Sie drücken den Ikonen Objekte in die Hand, die Machtinsignien des Königs. Schließlich heißt die Tanzperformance „Hipster the King“. Da rückt ein Besen oder ein Telefon, eine Gießkanne oder ein Mikrophon, eine rote Mao-Bibel oder ein Smart Phone die Figur aus ihrer Zeitlosigkeit.

Regisseur Thanapol Virulhakul richtet seine kritischen Stücke an ein thailändisches Publikum. Ins Democrazy Theatre Studio in Bangkok passen nur 50 bis 70 Zuschauer. Das ist für eine Mega-City wie Bangkok mit mehr als acht Millionen Einwohnern gering. Thailands Theaterkultur speist sich immer noch hauptsächlich aus traditionell getanzten Dramen. Für junge Künstler ist daher ein Bruch mit gewohnten Strukturen immer auch ein Wagnis. Virulhakul macht die Anstrengung seiner ausharrenden Ikonen sichtbar, indem sie seufzend aufgeben und sich am Bühnenrand für die nächste Position durch Körperübungen stärken. Auch aus dem Publikum gibt es Hilfe. Und immer wieder wird es aufgefordert zu applaudieren. Das sollte uns zu denken geben, denn schließlich sind wir im Begriff, uns ganz den Ikonen des digitalen Zugriffs zu ergeben.

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