„Blue Marble“ von Julian Barnett
„Blue Marble“ von Julian Barnett

Die Welt als Phänomen

„Blue Marble“ des Residenz-Choreografen Julian Barnett auf K3/Kampnagel Hamburg.

Zirkulierende Beharrlichkeit: In unaufgeregter und scheinbar erwartungsfreier Untersuchung der Ursache und des Mittels von Choreografie umkreisen sich ein Tänzer und eine Tänzerin. Ein Aushandeln von Stimme und Körper.

Hamburg, 22/03/2014

von Elisabeth Leopold

Als die zweite Premiere im Rahmen von TANZHOCHDREI in Hamburg ist Blue Marble bereits das vierte abendfüllende Stück des in New York und Deutschland arbeitenden Choreografen, Tänzers und Musikers Julian Barnett. Eingebettet in das Format eines kleinen Festivals hat K3 - Zentrum für Choreographie/Tanzplan Hamburg schon letztes Jahr damit begonnen die Uraufführungen der Residenz-ChoreografenInnen innerhalb eines Rahmenprogramms zu zeigen.

Von Beginn an wandert der Blick des Zuschauenden den Tänzern Julian Barnett und Jocelyn Tobias und ihren Richtungen hinte her. Manchmal stolpernd, aber nie fallend oder unkontrolliert bewegen sich die beiden Tänzer flexibel und eigensinnig durch den Raum. Die enorme Richtungsvielfalt der dezidierten Bewegungen erschafft eine visuelle Raumöffnung und Abrundung. Immer wieder wird man zurückgeworfen auf eine eigene kinästhetische Erfahrung des Runden. Unterstützt wird diese Erfahrung noch durch die Sitzplatz-Anordnung, die die Bühne praktisch umzingelt und später auch durch die plötzliche Präsenz und Anordnung der bunten, planetenähnlichen Plastikbälle.

Der niederländische Komponist Tian Rotteveel erlaubt mit seiner leise beginnenden und immer lauter werdenden sphärischen Clubmusik eine Verschmelzung von Bewegungsqualität und Sound im Raum, welche später durch die eigenen volumenreichen Stimmen der Tänzer weitergeführt und übernommen wird.

Der Eindruck von Ausdauer und Standhaftigkeit zieht sich durch das gesamte Stück hindurch und wird erstaunlicherweise weder durch die lauten, erleichternden Aufschreie durch Julian Barnett unterbrochen, noch durch den späteren Dialog zwischen den Beiden, der gestisch beginnt und dann auf die Stimme übergreift. Diese vielseitigen und teils auch überraschenden Wechsel, beispielsweise das unerwartete Auftauchen der Bälle, die während der Schreie in die Bühnenmitte geworfen wurden, erzeugten auch und vor allem in Verbindung mit dieser vehementen Standhaftigkeit einen abrundenden Humor.

Der Flow eines Kugel-Volumens wird beharrlich fortgeführt und durch den Einsatz der Stimmen und der Musik über den Körper hinaus in den gesamten Raum getragen: "Who - What - When. Sweden?"
 

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