Tanz aus Dresden begeistert in New York

Mitglieder des Dresden Semperoper Ballett beim Fall for Dance Festival

New York, 09/10/2010

Sie kreiseln, sie springen, sie jagen in wildem Tempo über die Bühne, drei Tänzerinnen in den immer wieder erheiternden, zu grünen Tellern rationalisierten Tutus und zwei federnde, fliegende Tänzer in violett. Angespornt vom überhitzten Tempo des Allegro vivace aus Franz Schuberts 8. Sinfonie in C-Moll, nach neuerer Zählung Nr. 7, geraten Anna Merkulova, Leslie Heylmann, Chantelle Kerr, Maximilian Genov und Jòn Vallejo in jenen mitreißenden Geschwindigkeitsrausch der Choreografie von William Forsythe, die er „The Vertiginous Thrill of Exacitude“ nennt, und die eine wunderbare, augenzwinkernde Verbeugung vor den Vätern der Klassik und Neoklassik ist.

Petipa und Bournonville grüßen hier ebenso vergnügt wie Balanchine und Cranko. Sie dürften ihre Freude daran haben, wie die Mitglieder der Dresdner Company im New Yorker Tanztempel mit Bravour, exakter Könnerschaft und individueller Ausstrahlung das Publikum im ausverkauften Saal mit seinen 2000 Plätzen gewinnen. Tempel ist nicht übertrieben, denn das City Center mit seiner maurischen Fassade und imposanten Kuppeln wurde als Freimaurertempel erbaut, bevor es 1939 u.a. zur Heimstätte des American Ballet Theatre wurde. Das Fall for Dance Festival gibt es seit 2004, in diesem Jahr mit 20 renommierten Kompanien in fünf Programmen, die je zwei Mal gezeigt wurden.

Zum Finale, am 8. und 9. Oktober, die Dresdner in bester Gesellschaft in einem Programm, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Tero Saarinen sucht in seinem Solo „Man in a Room“ von Carolyn Carlsen, das 2007 zu den Dresdner Musikfestspielen zu sehen war, noch immer zur Musik von Gavin Bryans und Apocalyptica nach Hose und Farbe, die zu ihm passen im introvertiert performativen Spiel. Zu kurz fast, um den stilistischen Wandel mit zu vollziehen ist Frederick Ashtons „Thais Pas de Deux“ zur elegischen Meditation aus der Oper von Jules Massenet. Hee Seo und Jared Matthews vom American Dance Theatre tanzen in fließender Schönheit diese exotische Traumsequenz in orangefarbener Märchenhaftigkeit.

„Grace“, so der fulminante Schluss des Programms mit der Ronald K. Brown / Evidence, A Dance Company. Zu Gospelanklängen, Soul, Rock und wummerndem Discosound mischen die außergewöhnlichen neun Tänzerinnen und Tänzer rituelle und religiöse Bewegungsmotive mit Elementen der Show und der Ekstase selbstverlorener Discotänzer. Kein Entrinnen, der Präsenz und dem so kraftvollen, dabei hochsensiblen Charme der Truppe aus Brooklyn, in der sich bewahrte Tanztraditionen aus Afrika mit denen der Moderne aus Amerika und dem top-sicheren Kalkül des Broadways mischen, kann man sich nicht entziehen.

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