Vom Eigenen im Fremden

Peeping Tom überrascht sein Publikum im Pfalzbau

Ludwigshafen, 09/03/2010

Es hätte nicht besser passen können: Eine karge Winterlandschaft mit drei Wohnmobilen und aus den Lautsprechern pfeift eisiger Wind in Dolby Surround. Wer die Tanzkompanie Peeping Tom erleben wollte, musste sich erst selbst durch den Winter arbeiten, um an die Pforten des Pfalzbaus zu gelangen. „32, rue Vandenbranden“ klingt wie die Adresse auf einer ganz normalen Straße.

Der Titel der neuen Produktion des belgischen Künstlerkollektivs Peeping Tom führt aber in zwei Richtungen: In die Irre und auf bekanntes Terrain. Bekannt ist zunächst das Spiel zwischen den Geschlechtern – ein Mann und eine Frau im Streit, durch die Scheibe des erleuchteten Wohnmobils zu sehen. Irritierend ist der Tanz der Frau, die ihren schlanken Körper im engen Kleid verrenkt und an die Grenzen ihrer Knochen, Sehnen und Muskeln biegt. Vertraut wiederum die erotische Szene einer sich den nackten Oberkörper waschenden Frau durch ein weiteres Fenster. Fremd hingegen das Auftauchen zweier Männer – der eine steht wie ein König auf dem anderen, der alle Last zu tragen hat.

Peeping Tom, das lässt der Name der Kompanie erahnen, macht uns zum Voyeur von geläufigen Eindrücken, die im nächsten Moment kippen. Zauber und Magie halten die ans Kino erinnernden Szenen bereit, aber ebenso Horror und Gewalt, Banalität und Witz. Lars von Triers Filme kommen ebenso in den Sinn wie das Drama „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams. Gabriela Carrizo und Franck Chartier zeigen als Choreografen der Truppe ein feines Gespür für die dunklen Seiten menschlicher Gefühlswelten. Sie kommen aus der international bekannten belgischen Tanzszene und arbeiteten beide mit Alain Platel. Ihre Kunst verdankt sich zum Teil dieser schöpferischen Zusammenarbeit. Sie geht aber in den ungewöhnlichen Tanzkreationen und den dazu akustisch gespiegelten Sound-Collagen ihren ganz eigenen Weg.

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