Abschied mit „Manon“

Ingrid Burmeister bringt mit „Manon“ ihre letzte Premiere auf die Lüneburger Bühne

Lüneburg, 17/02/2010

Nach 22 Jahren ist Schluss. Ballettmeisterin Ingrid Burmeister verabschiedet sich zum Ende der Spielzeit vom Lüneburger Theater und feierte am Samstag Abend mit „Manon“ ihre letzten Premiere. Es ist das Stück, mit dem sie sich vor mehr als zwei Jahrzenten erstmals ihrem Publikum vorgestellt hatte und es ist ein Stück, das repräsentativ für ihre gesamte Arbeit ist. Sie hat beinahe alle großen Ballettklassiker auf die Bühne gebracht und sich nie davon beirren lassen, dass sie dafür ein nur zehnköpfiges Ensemble zur Verfügung hatte. Im Gegenteil. Sie hat diese vermeintliche Schwäche zu ihrem Vorteil genutzt, hat aus den Geschichten die Essenz herausgearbeitet und in schön gestalteten Choreografien auf die Bühne gebracht. Genau wie in ihrer „Manon“.

Es ist die tragische Geschichte einer jungen Frau, die dich für die Liebe zu dem Studenten Des Grieux und gegen ein Leben im Luxus entscheidet. Die Folge dieser Entscheidung ist ihr Schicksal: sie kommt ins Gefängnis, verliert ihren Bruder und landet in der Verbannung, wo sie schließlich erschöpft in den Armen ihres Geliebten stirbt.

Stellenweise wird die Geschichte bei Ingrid Burmeister etwas zu schnell abgehandelt, dafür lässt sie sich bei der Liebesgeschichte wieder mehr Zeit. Yarica von der Osten als Manon und Matthew Sly als ihr Geliebter Des Grieux bilden ein schönes Paar, das auch im Zusammenspiel wunderbar funktioniert. Wenn die beiden ihren hinreißenden Pas de Deux im lichtdurchfluteten Schlafzimmer des jungen Studenten tanzen, fühlt man sich sofort an die berühmten Szenen der Ballettklassiker erinnert. „Romeo und Julia“ oder der Spiegel-Pas de Deux aus „Onegin“ erscheinen vor dem inneren Auge, wenn die beiden luftleicht zum Violinsolo aus der Oper „Thaïs“ durch den Raum schweben.

Dabei zeigt sich auch das Allround-Talent von Ingrid Burmeister, die neben der Choreografie auch für die Bühnen- und Kostümgestaltung zuständig ist. In diesem Moment des höchsten Liebesglücks erscheint der ganze Raum in zartblau. Manon dreht sich auf ihren kunstvoll geschnürten weißen Spitzenschuhen und der zarte Stoff ihres Rockes umspielt ihre Beine. Dieses überaus ästhetische Bild steht im krassen Kontrast zum Ende. „Manon“ hat die Spitzenschuhe abgestreift und stolpert barfuß verwirrt und traumatisiert im zerrissenen Kleid und abgeschnittenem Stoppelhaar durch die Sümpfe ihrer Verbannung. Geschwächt sackt sie in jeder Hebefigur zusammen, bis ihr Lebenslicht schließlich ganz verlischt und sie in den Armen ihres Geliebten stirbt.

Diese Emotionen erreichen das Publikum sofort und berühren es. So lässt sich auch leichthin darüber wegsehen, dass die Gruppenszenen, in denen Soldaten und Rivalen mit Degen und Fäusten aufeinander losgehen, teilweise etwas holprig und ungewollt komisch wirken. Diese „Manon“ ist ein schönes Abschiedsgeschenk, das Deutschlands dienstälteste Ballettmeisterin Ingrid Burmeister ihrem Publikum gemacht hat. Was von ihr und ihrer Arbeit nach dem Weggang bleibt, steht noch nicht fest. In jedem Fall sind es Erinnerung an schöne Ballettabende wie diesen. 
 

Weitere Vorstellungen: 17./ 24. Februar, 6./ 14./ 18./ 23./ 26./ 30. März, 9./ 11./ 18./ 25./ 30. April 
www.theater-lueneburg.de

 

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