Die Apokalypse im Kaffeehaus

„Café Prückel“ von Hans van den Broeck bei ImPulsTanz

Wien, 08/08/2010

Der belgische Choreograf und studierte Psychologe Hans van den Broeck zählt zu den eigenwilligsten Theatermachern der Gegenwart. In der Uraufführung von „Café Prückel“ bei ImPulsTanz im traditionellen Wiener Café Prückel (noch bis 10.8. , Vorstellungen 15 und 19 Uhr) stellt er in Zusammenarbeit mit seinem Ensemble SOIT („stay only if temporary“) die Welt auf den Kopf.

Teil 1 beginnt im Kaffeehaus. Die Performer und Zuschauer mischen sich mit Gästen, fallen anhand ihrer Mikros auf, die Selbstgespräche hörbar machen. Typen kristallisieren sich heraus: Die Denkerin sinniert mit einer Zigarette vor sich hin, die Zeitungsleserin will ungestört sein, der stille Beobachter zieht sich ins Eck zurück, die Schreibende fällt auf. „Sehen und gesehen werden“ könnte das Motto lauten. Der Gang in den Keller wird zum spannendsten Moment in dieser alltäglichen Atmosphäre. Die Gäste wundern sich, warum plötzlich das halbe Lokal Richtung Toiletten aufbricht.

Keine kollektive WC-Pause ist angesagt, sondern der 2. Teil des Stücks. In die Unterwelt führt er tatsächlich. Im Prückel-Theater spielt „Apocalypse Now“, ein Blick auf infernalische Filmszenen. Die scheinbar harmlosen Menschen vom Erdgeschoß lassen die Sau raus, lachen sich in Extremsituationen zu Tode, stoßen auf den Weltuntergang an. Hans van den Broecks choreografisches Theater bietet keinen Platz für oberflächliche Schönheit.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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