Ein verkrampftes Ringen um Liebe

Der kanadische Choreograf und Performer Benoît Lachambre zählt zu den Analytikern der Tanzszene. Die Uraufführung von „~~O oui~~~“ bei ImPulsTanz im Akademietheater zusammen mit seinem Künstlerkollektiv „Par B.L.eux“ ist für Lachambres Arbeiten ungewöhnlich theatralisch und rätselhaft.

Im Zentrum stehen zwei Frauen und ein Sofa. Ein mit vielen Metaphern behaftetes Bild, facettenreich ausgekostet von der Tänzerin Annik Hamel und der Schauspielerin Céline Bonnier, die dieses Stück anregten. Allein die optische Ähnlichkeit eröffnet viele Interpretationen ihrer Beziehung: Ein permanenter Rollenwechsel von Mutter- Kind, Schwestern und Freundinnen. Auch das Alter Ego ist im Spiel, wenn Emotionen aus den Körpern dringen. Gespaltene Persönlichkeiten werden in der Diskrepanz zwischen Texten und ihren Haltungen bloßgestellt. Lachambre versucht, Unbewusstes aufzurollen und in eine choreografische Form zu bringen. Durch Wiederholungen findet er einen guten Rhythmus für das 70-minütige Stück.

In selbst verfassten Dialogen und Monologen berichten die Frauen zum Sound von Hahn Rowe von ihren Zweifeln und Ängsten. Neben dem Sofa dient ein großes Tuch als Zufluchtsort, das vieles verdeckt oder auch Macht verleiht, wenn die Performerinnen wie Spinnen in ihrem Netz thronen.

Ein Mann (Stephen Thompson) vermag nicht in das Verhältnis der Frauen einzudringen. Als Narziss, der sich im Hintergrund-Video (Jonathan Inksetter) nackt in einem Wasserfall spiegelt und rekelt, findet er wenig Beachtung. Die Verfremdung durch wassergefüllte Plastikbeutel an Händen und Füßen bringt ihn genau so wenig weiter wie der Drang zu extremen Bewegungen und eine Art Reinigungsritus mit Wasser, der am Ende von einer Frau übernommen wird. Der deformierte Mann watschelt hilflos über die Bühne und zeigt ein merkwürdiges Tanzsolo.

Zu hohe Erwartungen und mangelnde Spontaneität verhindern die Kommunikation zwischen ihm und den Frauen. Erotik wird in extreme Träume verbannt, die Suche nach Liebe wirkt verkrampft.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier