Voll von emotionaler Direktheit

„Romeo und Julia“ aufgefrischt

Wien, 02/05/2009

Endlich wieder einmal ein erfreulicher Abend des Balletts in der Staatsoper. Wenn auch gesagt werden muss, dass der Erfolg vor allem den Gastsolisten Polina Semionova und Filip Barankiewicz zu danken ist. Die seit Jahrzehnten im Wiener Repertoire befindliche „Romeo und Julia“-Inszenierung von John Cranko hat Tamas Detrich (Stuttgart) aufgefrischt. So scheinen sich mehrere kreative Funken an diesem Abend entzündet zu haben, die auch auf den zweiten Auftritt dieses insgesamt angespornten Ensembles im Verbund mit Prokofjews Dramatik am 3. Mai hoffen lassen. Polina Semionova, bereits ein Star, dem auch Japan zu Füßen liegt, scheint sich mit dem Debüt als Julia einen Herzenswunsch erfüllt zu haben. Dass sie ihre klassische Linie in der doch mit Gemüts-Brüchen ausgestatteten Partie weitgehend beibehält, mag man ihr nicht verübeln. In Ausdruck und Spiel lässt sie eine emotionale Direktheit aufkeimen, die anrührt. Die guten Partner ihres Debüts waren Wolfgang Grascher, der dem Grafen Paris zwar entwachsen ist, vor allem aber Filip Barankiewicz. Der Stuttgarter gefällt mit überzeugender, inhaltlich sinnvoll eingesetzter Technik, die zeigt, dass er auch Erfahrung mit heutiger Choreografie hat. Sein differenzierter Romeo ist von umsichtiger Besonnenheit und entschlossener Liebe. Sympathisch aber allzu clownesk: Mihail Sosnovschi (Mercutio), eindrucksvoll eiskalt: Kirill Kourlaev (Tybalt).

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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