Selbstbegrenzung

„Achtung! Ameisen fallen nach links“ der SoDance Company hatte in der Reihe TANZKONKRET in der Orangerie Premiere

Köln, 04/11/2009

Nichts ist unmöglich. Das Ameisenforum.de gibt es tatsächlich. Und Ameisen, so die Experten dort, fallen sterbend nach rechts. Wenn also Fachfremde, wie das Choreografen-Duo Guido Markowitz und Lior Lev im Titel ihres Tanzabends behaupten „Achtung! Ameisen fallen nach links“, dann soll das wohl heißen: hier bürsten zwei Jung-Choreografen den Tanz gegen den Strich. Städteübergreifend von Köln bis Stuttgart haben sie dafür mit der SoDance Company ein neues Ensemble gegründet, das ganz unbescheiden „die Qualität des zeitgenössischen Bühnentanzes sukzessive verbessern“ möchte.

Den vollmundigen Ankündigungen folgen leider keine überzeugenden choreografischen Taten. Zwar attestiert man sich selbst „hohes künstlerisches Niveau“. Dem werden jedoch allenfalls die Tänzerinnen und Tänzer der SoDance Company gerecht. Sie sind technisch perfekt, tanzen auf klassischer Basis ein zeitgenössisches Bewegungsvokabular. Choreograf Guido Markowitz weiß dieses tänzerische Potential kaum zu nutzen. In „Ringelpiez mit Anfassen“ versucht er Redenssarten in Tanz umzusetzen. Das gelingt nur einmal überzeugend bei „It takes two to tango“. In dieser Szene werden Tangoschritte mit zeitgenössischen Tanzelementen schlüssig miteinander vermischt. Vor projizierten Riesenblüten, Bettszenen und lasziven Kussmündern folgt danach nur noch eine platte Aneinanderreihung weiblicher und männlicher Stereotype, ein geradezu peinlich anmutendes Tableau aus Catwalk-Posen, chauvinistischen Attitüden und Girlie-Romantik: Choreografischer Kitsch, wie er bislang in Kölns freier Tanzszene nicht zu sehen war. Markowitz „bürstet“ den Tanz eindeutig in die falsche Richtung und demontiert das versprochene hohe Niveau damit selbst. Dass der Abend nicht gänzlich scheitert, ist Lior Lev und seinem Tanzstück „Weren´t you supposed to laugh“ zu verdanken, einer kleinen Story über die vergebliche Annäherung eines Paares. Ekaterine Giorgadze und ihr Partner Christopher Basile müssen trotz aller Kreisbewegungen und Wendungen bald erkennen, dass die vorgegebene choreografische Linie letztlich eine Begrenzungslinie ist.

www.orangerie-theater.de

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