Interview mit Sabrina Sadowska (BBTK)

Transition - was ist das?

München, 03/04/2009

Sabrina Sadowska ist Ballettmeisterin beim Ballett Vorpommern, sie ist die stellvertretende Leiterin der Bundesdeutschen Ballett- und Tanztheaterdirektorenkonferenz (BBTK) und im Rahmen der der Ständigen Konferenz Tanz für das Thema Transition zuständig.

Tanznetz: Sabrina Sadowska, in dieser Rubrik „TanzSzene Deutschland“ möchten wir einem möglichst breiten Tanzpublikum u.a. einen Einblick in Fachthemen bieten. Was soll man sich unter dem Schlagwort „Transition“ vorstellen? 

Sabrina Sadowska: Transition bedeutet Übergang: vom Kind zum Jugendlichen zum Erwachsenen und so weiter. Genauso vom Ballettschüler zum Tänzer und vom Tänzer zu neuen beruflichen Bereichen.

Was ist der Grund, warum Du Dich für dieses Thema engagierst? 

Transition gehört zu einer Tänzerkarriere dazu. Leider stelle ich immer wieder fest, dass das Thema verdrängt wird, gar tabu ist. Der erste Schritt ist meist der schwierigste, sich real damit zu beschäftigen und dadurch die Angst vor dem „Danach“ verlieren. So suchte ich einen Weg, Hilfestellung für dieses Thema zu finden, insbesondere in der heutigen Arbeitsmarktsituation, wo sich die Gesetzgebung ständig ändert und Information umso wichtiger wird.

Wie verlief Deine Transition? 

Meine Transition begann schon früh. Parallel zu meiner Tanzausbildung studierte ich Tanzpädagogik und Benesh Dance Notation. Während meiner aktiven Tänzerlaufbahn bildete ich mich laufend fort, arbeitete mit renommierten Ballettmeistern und Tanzpädagogen in verschiedenen Stilen, und unterrichtete als Gast an verschiedenen Theatern und Institutionen. So war in meinem Falle der Übergang von der Tänzerin zur Ballettmeisterin fließend.

Welche Institutionen befassen sich Deutschland mit diesem Thema, welche im Ausland? 

Im Gegensatz zu Ländern wie England, Holland, Kanada oder USA gibt es in Deutschland keine Institution, die sich explizit mit diesem Thema befasst. In den genannten Ländern kam es meist in den siebziger Jahren über Privatinitiativen zur Gründung von Stiftungen, die später staatlich unterstützt/subventioniert wurden, da das jeweilige Sozialsystem, den TänzerInnen keine finanzielle Absicherung für eine Umschulung bot. So zahlen fest engagierte und freie TänzerInnen in England, Canada, USA und Holland einen gewissen Prozentsatz ihres Gehaltes in einen Transitionfond ein, vom dem sie später profitieren. In Deutschland hat jeder fest engagierte Tänzer nach x Monaten Engagement Anspruch auf Umschulung durch die BfA. Dazu kommt die Möglichkeit sich bis zum 42 Lebensjahr die eingezahlten Beiträge in die Bayerische Versorgungskammer auszahlen zu lassen. Somit gab es lange Zeit keine soziale Dringlichkeit für dieses Thema. Anders für TänzerInnen der 'freien' Szene, deren Gehälter oft zu gering sind, um im Sozialsystem erfasst zu werden.

Bei tanznetz.de wird ein Diskussionsforum zu diesem Thema eingerichtet, für das Du Dich engagierst. Was erhoffst Du Dir davon? 

Das Forum 'Transition' soll allen interessierten Tanzschaffenden, die Möglichkeit geben Fragen zu stellen, die sie zu dem Thema beschäftigen. Tanzschaffende, die gerade in einer Transition sind oder sie abgeschlossen haben, können von ihren Erfahrungen berichten, Tipps und Ratschläge geben, Fachkundige und Experten können an die richtigen Ämter und Institutionen verweisen. Ich erhoffe mir viele Fragen und viel Kommunikation.

An wen wendet sich das Forum? 

An alle Tanzschaffenden und Experten, die sich mit dem Thema beschäftigen und konfrontiert sehen.

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