Mein Symposium TanzMedizin 2008

Ein Erfahrungsbericht von Tarah

Dresden, 07/05/2008

Tanznetz: Welche Erwartungen hattest Du an den TaMeD Kongress 2008 in Dresden? Was hattest Du Dir vorgenommen? 

Tarah: Wie immer freute ich mich auf den bereichernden (wenn auch anstrengenden) Kongress, in der Hoffnung neue Erkenntnisse, Sichtweisen, Behandlungs- oder Trainingsmethoden kennen zu lernen. Diese können mir oftmals mit der Entfaltung meiner eigenen Tanztechnik sehr helfen. Und natürlich bietet das Symposium eine einmalige Chance, vielen Gleichgesinnten im Bereich Tanz sowie Medizin zu begegnen.

Konntest Du neue Erfahrungen machen? Hat Dich der Kongress auf neue Ideen gebracht, Dir Denkanstöße gegeben?

Ich konnte viele neue Erfahrungen machen und habe viel dazu gelernt, von Warnsignalen der Überlastung („The healthy dancer diary“ von Margot Rijven und Elisabeth Boeder) und gezielten Methoden, nach einer Verletzung wieder vorsichtig und sicher zum Training zurückzukehren (Boni Rietvelds „Yo-yo schedule“) über die Wichtigkeit und Effizienz von mentalem Training (sehr oft erwähnt; besonders gewichtet in Eric Franklins „Imagination“-Workshop) bis hin zu den Abläufen im Gehirn bei der Speicherung von Bewegungsabläufen (Vortrag von Claudia Krusche) und der Information, dass unser Gehirn etwa 5000 bis 30000 Wiederholungen einer Bewegung benötigt, bis der Körper sie gut ausführen kann. Ein Vortrag, der mir einen besonderen Denkanstoß gegeben hat, ist der Vortrag von Peter Lewton-Brain zum Thema „Turnout“. Turnout ist, so Lewton-Brain, keine Position, sondern eine Bewegung. Wichtiger als die Positionierung des Hüftgelenkes ist (sollte sein?) der Ausdruck, der dahinter steht: die Selbstsicherheit. 

Was war für Dich der Höhepunkt dieser drei Tage? 

Für mich ist und bleibt der Höhepunkt des Kongresses wohl das Stangentraining mit Javier Torres, Trainingsleiter des finnischen Nationalballetts in Helsinki. Er bietet ein Konzept, das wohl für viele Tänzer neu, oder zumindest ungewohnt, aber sehr positiv überraschend ist. Ziel ist, die Übungen so leicht wie möglich auszuführen, ohne den Körper unnötig zusätzlichem Druck zu untersetzen. So warnt er beispielsweise davor, am Anfang der Stange schon tiefe Cambrés oder hohe Developpés zu machen. Sinngemäß: „Streichelt den Körper! Genießt die Übung! Keine Gewalt anwenden!“ und Ähnliches hört man bei ihm oft. Eine schöne zusätzliche Note bot die Zusammenarbeit Torres’ mit Fr. Dr. Liane Simmel, Vorstand von TaMeD, die mit Hilfe eines Skeletts und eines TheraBands die anatomischen Funktionen bestimmter Muskeln erläuterte, die Neuerkenntnis welcher die Workshopteilnehmer gleich anschließend in einer Torres’ Stangenübungen austesten durften. Ein sehr gelungener Workshop (der dieses Jahr übrigens dreifach stattfand), den Torres’ mit der Aussage, beim nächsten Mal würden wir uns einen ganzen Tag nur dafür Zeit nehmen, beendete. Ich denke, dagegen hätte niemand etwas.

Welche Erfahrungen würdest Du gerne vertiefen? 

Im Sinne meiner Antwort auf Punkt 3: ich würde gerne die Erfahrungen mit Javier Torres’ Trainingsmethode vertiefen. Zwar bietet der Workshop gute Denkanstöße, eine richtige Umsetzung aller Vorschläge ist aber innerhalb der eineinhalb Stunden nicht wirklich möglich. Einen ganzen Tag mit ihm zu arbeiten, fände ich toll! Sehr spannend fand ich außerdem den Arbeitskreis mit A.B.M. (bekannt als Boni) Rietveld, dieses Jahr zum Thema Präventiver Rehabilitation von Tänzern. Im Laufe des Workshops kamen so viele Fragen auf und es entwickelte sich ein großer Diskussionsbedarf, dass auch hier die Zeitbeschränkung von eineinhalb Stunden viel zu knapp erschien. 

Wem würdest Du empfehlen einen TaMeD Kongress zu besuchen? 

Der TaMeD Kongress ist hilfreich für Tänzer, Tanzpädagogen, Tanzschüler und –Studenten, Ärzte, Physiotherapeuten etc. Alle, die mit ihrem Körper arbeiten (dies könnte sicherlich auch auf Turner und rhythmische Sportgymnasten, Turniertänzer u.ä. zutreffen) oder für die „Heilung“ (?) solcher zuständig ist, können viel aus diesem Symposium mitnehmen. 

Was wünscht Du Dir für die Tanzmedizin der Zukunft? 

Ich wünsche mir eine größere Verbreitung der Ideen, Erkenntnisse und Praktiken, die in TaMeD präsentiert werden. Wichtig fände ich es, Ärzte, Therapeuten, Theater (!) und Tanzausbildungsstätten aufzuklären und in diese wichtige Arbeit mit einzubeziehen.

Tarah ist Schülerin und Tanzschülerin.

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