Mein Symposium der Tanzmedizin 2008

Ein Erfahrungsbericht von Antonio Di Carmine

Dresden, 07/05/2008

Tanznetz: Welche Erwartungen hattest Du an den TaMeD Kongress 2008 in Dresden? Was hattest Du Dir vorgenommen? 

Antonio Di Carmine: Es war mein erstes TaMeD Symposium. Ich war sehr gespannt auf die Vorträge und Workshops. Da ich in meiner Ballettausbildung leider kaum etwas über Tanzmedizin gelernt habe, wollte ich den Kongress nutzen, um speziell für mich als Berufstänzer viele Informationen und Möglichkeiten der Verletzungstherapie, Prävention und die verschiedenen Methoden der Rehabilitation kennen zu lernen. Außerdem wollte ich auch das mein anatomisches Wissen vertiefen und genau erfahren, wie man richtig und gesund mit seinem Körper und Muskeln arbeitet.

Konntest Du neue Erfahrungen machen? Hat Dich der Kongress auf neue Ideen gebracht, Dir Denkanstöße gegeben?

Ich habe sehr viele neue Erfahrungen gesammelt und mir ist im Kongress klar geworden, dass ich einige meiner geprägten Arbeitsmuster bzw. Arbeitsgewohnheiten ändern muss, um gesünder und effektiver zu arbeiten. Ich finde es sehr traurig, dass ich diese Informationen nicht schon von meinen Pädagogen während meiner Ausbildung bekommen habe. Man sollte als Tänzer nicht einfach nur Bewegungen ausführen, sondern sich genau im Klaren sein, welche Muskeln man dabei effektiv einsetzen muss, denn es geht sehr schnell, dass man sich falsche und für den Körper, bzw. für die Muskeln und Gelenke ungesunde Arbeitsmuster angewöhnt, die schnell zu Verletzungen und Verspannungen führen.

Ich habe für mich auch herausgefunden, dass ich mich noch mehr auf die Arbeit meines „Zentrums“ konzentrieren muss und damit die richtige Atmung verbinden muss. Außerdem habe ich neue Dinge wie „Yo-Yo Schedule“ kennengelernt, dass ein „Healthy Dancer Diary“ in Amsterdam von Margot Rijven und Elisabeth Boender an der Theater School entwickelt wird und erfahren, wie tanzmedizinisches Wissen die Bewegung beeinflusst.

Was war für Dich der Höhepunkt dieser drei Tage? 

Es gab einige Höhepunkte für mich. Als erstes möchte ich die Vorträge und den Workshop „Preventive Rehabilitation & Injury Prevention in Dancers“ von Boni Rietveld nennen. Er hat mir in kürzester Zeit, auf eine lustige und sehr gut verständliche Weise sehr viel wichtiges Wissen vermittelt. Der zweite und sehr wichtige Höhepunkt war der Workshop „Anatomy of a Ballet Barre“ bei dem Tänzer und Trainingsleiter Javier Torres und bei Frau Dr. Liane Simmel. Beide haben mir u.a. klargemacht, wie wichtig es ist mit dem Musculus Iliopsoas zu arbeiten. Last but not least ist auch das Kennenlernen von vielen netten und wunderbaren Menschen festzuhalten, vor allem der super tollen Moderatoren von tanznetz.de.

Welche Erfahrungen würdest Du gerne vertiefen? 

Ich würde mich gerne mit Pilates, Anatomie und mit der Verletzungsprävention- und Therapie genauer beschäftigen. Einen groben Einblick habe ich auf dem Symposium bekommen, aber auf Grund der zu kurzen Zeit, konnte man nicht auf alle Aspekte gründlich eingehen.

Wem würdest Du empfehlen einen TaMeD Kongress zu besuchen? 

Auf jeden Fall sollten alle Tänzer, auch Tanzschüler, Tanzpädagogen, Ärzte, Therapeuten und vor allem Ballettdirektoren TaMeD Veranstaltungen besuchen. Mir ist klar geworden, wie wichtig es ist über Tanzmedizin Bescheid zu wissen und leider mangelt es an dem Wissen bei vielen in der Tanzwelt.

Was wünscht Du Dir für den kommenden TaMeD Kongress in 2010? 

Ich würde mir wünschen, dass an die Menschen, die kein fachspezifisches, medizinisches Wissen haben, gedacht wird und einige Vorträge verständlicher gestaltet werden. Sonst sollte es so schön, informativ und lehrreich sein wie dieses Jahr.

Was wünscht Du Dir für die Tanzmedizin der Zukunft? 

Ich hoffe sehr, dass TaMeD in der Zukunft immer mehr Leute der Tanzwelt erreicht und sich alle bewusst werden, wie wichtig es ist, dass es TaMeD gibt. Außerdem sollte Tanzmedizin in allen Ballettausbildungen unterrichtet werden, damit die Tänzer früh genug das nötige Wissen erhalten. Sehr wichtig ist meiner Meinung nach auch, dass Ballettpädagogen das Wissen haben, um ihre Studenten besser betreuen zu können, denn leider nehmen Tänzer ihre Schmerzen oft nicht ernst genug und ergreifen zu spät Maßnahmen.

Antonio Di Carmine ist Balletttänzer an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul

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