Krachende Kniescheiben

Die brasilianische „Grupo Cena 11“ auf Kampnagel

Hamburg, 19/08/2008

Was geht? Und was ist tatsächlich unmöglich? Die brasilianische „Grupo Cena 11“ hat das an zehn Leibern ihrer Mitglieder gründlich untersucht. Das Ergebnis: Fliegende Frauen, stürzende Männer und ein springender Hund.

Offiziell heißt es Tanz, was sie machen. Festivalleiter Matthias von Hartz lud indes ein Stück nach Hamburg ein, das gleich mehrere in einem ist: Zirkus, Spektakel, Feuerspiel, Videoclip und akrobatische Tanzperformance. Zwischendurch sieht es auf der Bühne immer wieder mal aus wie bei einem Kindergeburtstag, mit Luftballons und Teddybär. Verspielt wirken sie allemal, die Tänzer und Körperkünstler der seit 15 Jahren unter Leitung des Choreografen Alejandro Ahmed arbeitenden Truppe. Inszenierte (Nach-)Lässigkeit trifft sich hier mit höchster Disziplin, sonst gäbe es vermutlich ständig Schwerverletzte; es wird derart waghalsig gesprungen, gestürzt und geflogen, dass man Verstauchungen, Beinbrüche oder Schlimmeres erwartet. Doch außer krachenden Kniescheiben (und die sind von dicken Gelenkschonern geschützt) ist nichts zu beklagen. Frech und anarchisch präsentieren sich die souverän trainierten Darsteller, mal auf Skates, mal auf Holzklötzen, mal auf einander.

Nicht neu, aber immer wieder unerwartet: Das Filmen der überraschten Zuschauer, die ihre eigenen verdutzten Gesichter und die der anderen im Publikum dann auf der Bühnenrückwand betrachten können. Beim Titel gilt allerdings: bloß nicht abschrecken lassen: „Pequenas Frestas De Ficção Sobre Realidade Insistente“ – alles klar? „Feine Risse der Fiktion in einer hartnäckigen Realität“. Mit dem, was sowieso geht, gab sich die „Grupo Cena 11“ nicht zufrieden, und so zeigen sie Dinge, von denen man dachte, dass sie mit einem menschlichen Körper gar nicht möglich sind.

Weitere Aufführungen von 20. bis 22.08.

Link: www.kampnagel.de

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