Gemischtes Doppel

Das Dresden Semperoper Ballett und das Staatsballetts Berlin in der Gala 2 FOR YOU

Berlin, 26/02/2007

Deutsche Oper? Staatsoper? Komische Oper? Nein, in keiner der drei Spielstätten des Berliner Staatsballetts trafen die Dresdener und die Berliner Kompanie aufeinander. Man hatte für diese Begegnung das Hebbel-Theater (HAU1) gewählt, die Spielstätte des Context-Festivals, das mit der an zwei Abenden stattfindenden Gala seinen Abschluss findet. Das Festival trägt zwar den Untertitel „Plattform für zeitgenössischen Tanz“, doch die Auswahl der Galastücke war in ihrem Schwerpunkt sicherlich nicht zeitgenössisch, sondern mit Petipa, Fokine oder Bournonville eher sehr klassisch bis neoklassisch ausgerichtet. Eigentlich ist das HAU1 für klassische Ballette wegen seiner kleinen Bühne eher weniger geeignet, aber die sehr intime Atmosphäre, die durch die große Nähe zum Publikum entsteht, wirkt sich andererseits vorteilhaft aus.

Ganz klassisch begann der Abend mit Schwanensee: mit dem ersten Pas de Deux zwischen Odette und Siegfried, getanzt von den Dresdner Gästen Elena Vostrotina und dem wunderbaren Dmitry Semionov. Der berühmte schwarze Pas de Deux von Odile und Siegfried wurde im zweiten Teil des Programms von den Berlinern Shoko Nakamura, sehr keck und verführerisch, und von Wieslaw Dudek, leider etwas hölzern, dargeboten. Weiter sehr klassisch der Pas de Deux aus „Chopiniana“, den Natalia Sologub als vollendete Sylphide zusammen mit Raphael Coumes-Marquet aus Dresden zum Besten gaben, sowie der Pas de Deux „Blumenfest von Genzano“: Dieser wurde gezeigt vom frisch gebackenen Träger des Deutschen Tanzpreises Zukunft, Marian Walter, und von Iana Salenko, litt allerdings unter der gruseligen Musikeinspielung. 

Einer der Höhepunkte des Abends war neoklassich: das Quartett aus Schumanns 2. Symphonie in der Choreografie von Uwe Scholz, bei dem sich Olga Mlnikoca und Oleg Klymyuk aus Dresden mit Nadja Saidakova und Martin Szymanski aus Berlin ganz wunderbar ergänzten.

Auch Forsythes berühmtes „In the Middle, Somewhat Elevated“ war ein Stück, das gut in den Abend passte; wenngleich er nicht so stark besetzt war wie etwa der Pas de Deux zwischen Brünnhilde und Siegfried aus Béjarts Mammutstück „Ring um den Ring“, in dem Nadja Saidakova vor Kraft und Stärke nur so strotzte.

Die etwas zeitgenössischer angehauchten Stücke des Programms wurden von Tänzern beider Kompanien choreografiert: Der Berliner Roland Savkovic zeigte sein „Avenida da Liberdade“ zu portugiesischen Fados für acht Tänzer, in dem er den zentralen Pas de Deux mit Beatrice Knop selbst tanzt. Der Dresdner und Ex-Hamburger Jiri Bubenicek warf mit dem Pas de Deux „Intimate Distance“ ein Schlaglicht auf den Geschlechterkrieg, bei dem Yuko Takeshima und Fabien Voranger federnd gespannt wie Gitarrensaiten die von Bubeniceks Zwillingsbruder Otto komponierte Musik interpretierten. Der dritte im Bunde der Zeitgenössischen war David Dawson, der in Dresden als Hauschoreograph engagiert ist. In seinem Stück „The Grey Area“ beeindruckte vor allem das Energiebündel Yumiko Takeshima.

Der Abend endete mit dem weiteren, nun ganz wörtlich zu nehmenden Höhepunkt „Petite Mort“ von Jiri Kylian, der längst zum Klassiker gewordenen ist. Hier konnten die drei Dresdner Paare Natalia Sologub und Randy Castillo, Olga Melnikova und Fabien Voranger sowie Muriel Romero und Dmitry Semionov noch einmal ein Feuerwerk ihrer Kunst versprühen. Als Ballettzuschauer in der Stadt mit der größten Ballettkompanie Deutschlands fragt man sich natürlich, warum eine andere Kompanie eingeladen werden muss, um eine Reihe von ziemlich etablierten Stücken zu zeigen. Die Antwort lautet, dass die Kooperation von hervorragenden Tänzern aus verschiedenen Kontexten offensichtlich eine durchaus belebende Wirkung hat.

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