„Chamber Symphony“ und „Das Lied von der Erde“ bei den Münchner Opernfestspielen

Abschiedsvorstellung von Sherelle Charge

München, 18/07/2007

Ist es nicht doch sehr schade, dass Ivan Liskas inzwischen international geschätztes Staatsballett in den Münchner Opernfestspielen so wenig in Erscheinung tritt? Anreisende Festspielbesucher konnten heuer gerade mal Liskas „Corsaire“ und jetzt, gekoppelt, Lucinda Childs' „Chamber Symphony“ (1994) und Kenneth MacMillans „Das Lied von der Erde“ (1965) sehen. Childs' minimalistische Postmoderne und MacMillans sensibles neoklassisches Mahler-Ballett, mit einem zuverlässigen Ryusuke Numajiri am Pult und den elegischen „Mahler-Stimmen“ von Daniela Sindram und Kevin Conners, ergeben immer wieder einen musikalisch-tänzerisch intensiven Abend. Aber charakteristisch für das (wesentlich farbigere) Repertoire-Profil ist er nicht.

Immerhin: dieser in jeder Gefühlsmitteilung zwischen frühlingshaftem Erwachen der Sinne und still ergebenem Abschiednehmen vom Leben schrittmäßig so extrem ausgeklügelte MacMillan wurde jetzt besser, selbstverständlicher getanzt als bei der Premiere im März. Und im so großartig gelungenen letzten, dem „Abschied“-Satz wiederum sehr berührend Lucia Lacarra, Tigran Mikayelyan und Marlon Dino - ein hochgewachsener Tänzer, dessen Potenzial zusehends Solistenkontur gewinnt. Der eigentliche Festspielglanz kam durch einen ganz anderen Abschied: Sherelle Charge, erste Solistin, eine starke Bühnenerscheinung, herausragend besonders im modernen Fach, sagt jetzt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere der Bühne adé.

Und so tanzte sie an diesem Abend noch einmal Frederick Ashtons „Five Brahms Waltzes in the manner of Isadora“ - in den Schwung der Geste zart und kraftvoll alles legend, was ihr der Tanz und auch das schmerzliche Loslösen davon bedeutet. Rauschender Dankes-Applaus, Blumen und ein zugeworfenes Stoff-Känguru - liebevoll offeriertes Maskottchen für Sherelle Charge, die in ihre australische Heimat zurückkehrt. Wir wünschen ihr Glück fürs neue Leben.

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