„What the fuck is this?“

„Borrowed Light“ von Tero Saarinen auf Kampnagel-Festival Laokoon

Hamburg, 04/09/2006

„What the fuck is this?“, fragt so mancher ratloser Zuschauer nach der Vorstellung den finnischen Tänzer Tero Saarinen. Kein Wunder, denn sein „Borrowed Light“ ist sperrig. Das Kampnagel-Festival Laokoon zeigte das 70-minütige Stück des Weltklasse-Choreografen nun unter großem Beifall des Publikums in Hamburg.

Zunächst verschwinden Tänzer und Sänger hinter einer dicken Nebelwand. Mühsam arbeiten sich die schwarz gekleideten Männer und Frauen vor, ihre Bewegungen sind schwerfällig. Dann überstrahlt eine wunderbare Stimme die Szene, und alle Plackerei scheint ihren Sinn zu bekommen. So muss es auch für die amerikanische Sekte der Shakers gewesen sein, von denen sich Saarinen zu „Borrowed Light“ inspirieren ließ. Die vom Aussterben bedrohte Glaubensgemeinschaft erlaubt keinen Sex, dafür viel selbstlose Nächstenliebe und jede Menge harte Arbeit. Wie und ob ein solches Kollektiv heute noch funktionieren könnte, untersucht Saarinen mit und in der Gemeinschaft seiner Company. Während sich der Choreograf und sechs Tänzer an ihren gottgewollten oder selbstgestellten Aufgaben abarbeiten, machen ihnen die acht Sänger der Boston Camerata beständig Mut. Direktor Joel Cohen hat 22 Original-Songs der Shakers speziell für „Borrowed Light“ einstudiert. Wenn man sich auf das Ritual mit den kantigen Bewegungen einlässt, fasziniert es ganz irdisch.

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