Erfolgreicher Abschluss der internationalen tanzmesse nrw
Bereichert durch Open Studios und Performances außerhalb von Bühnen
Fragen an Kajo Nelles, den Leiter der internationalen tanzmesse nrw
Tanznetz: An wen wendet sich die internationale tanzmesse nrw?
Kajo Nelles: Nun, wie der Namen schon verrät, sind wir einerseits international ausgerichtet, d.h. unser Adressat ist die Tanzwelt, die Global Dance Community. Zum anderen richten wir uns an die Tanzwelt. Tanz ist hier im weitesten Sinn des Wortes gemeint. Wir beabsichtigen, auch die Genregrenzen innerhalb der Kunstsparte Tanz aufzuweichen und durchlässiger werden zu lassen. Das bedeutet nicht, einem grauen Mischmasch das Wort zu reden, sondern einer bunten Vielfalt, sowohl was die Ästhetik, die Form, den Stil als auch den Inhalt und die Tradition angeht. Last but not least wenden wir uns an die Tanzszene und an die Tanzbegeisterten in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus in ganz Deutschland. Die internationale tanzmesse nrw hat sich zu einem Ort für den internationalen Austausch entwickelt.
Gezeigt werden Kompanien und Solisten, die den Schritt von einer nationalen Präsenz auf die internationalen Bühnen wagen bzw. intensivieren wollen. Wir bieten diesen Künstlern die Möglichkeit, eigene persönliche Netzwerke zu knüpfen. Große, internationale Gastspielkompanien schaffen das ohne uns. Diese Kompanien werden in den meisten Fällen von einem Festival zum anderen vermittelt. Auch die Gastspielveranstalter tauschen sich untereinander aus. Aber was ist mit den Kompanien, die, aus welchen Gründen auch immer, aus diesem Touringsystem rausfallen oder noch nicht dazugehören? Und was ist mit Veranstaltern, die Tanz in ihr Programm aufnehmen wollen, aber nicht über das notwendige Budget verfügen, international zu recherchieren, was ihnen und ihrem Publikum entsprechen würde? Genau diese Kompanien und Veranstalter sprechen wir verstärkt an.
Was gibt es dort für Besucher zu sehen und zu erleben?
Zu uns kommen sowohl tanzbegeisterte Zuschauer als auch Fachbesucher. Sie können eine breite Palette des zeitgenössischen Tanzes erleben. Wir verwenden den Begriff „zeitgenössisch“ hier nicht im Sinne eines Stils oder einer Stilrichtung, sondern im Sinne des Wortes. Alleine auf den sechs höchst unterschiedlichen Bühnen sind in den vier Tagen mehr als 40 Kompanien und Solisten zu sehen. Dies fängt mit Ballett an, geht über einen Kampf zwischen Ballett und Flamenco, hin zu japanisch angehauchtem Modern Dance, über Butoh-Tanz, Tanztheater und Performance bis zum Physical Theatre. Wie man unschwer erkennt, handelt es sich bei der internationalen tanzmesse nrw nicht um ein Themenfestival, sondern um eine Schau der Vielfalt. Neu sind die allabendlichen OPEN STUDIOS, in denen noch einmal elf Kompanien ihre neuesten Arbeiten vorstellen. Insgesamt sind ca. 50 Stunden Live-Tanz zu erleben.
Quantität bedeutet jedoch nicht gleich Qualität. Qualität allerdings ist sehr viel schwerer zu messen. Insofern überlassen wir die Beurteilung der Qualität dem Besucher. Dabei bin ich eher bescheiden. Wenn ich in einer Spielzeit von den vielen Aufführungen, die ich mir anschaue, eine oder zwei sehe, die mich berühren und die ich nicht schon nach einer Woche vergessen habe, bin ich sehr glücklich. Dem Fachbesucher werden neben den Live-Performances auch die Messehallen und die begleitenden Diskussionsrunden und Seminare als Arbeitsplatz dienen. Alles ist darauf angelegt, einen möglichst fruchtbaren Austausch zwischen Künstlern, Managern, Veranstaltern und Fachpublikum zu initiieren.
Wer sind die Aussteller?
Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr bei internationalen Kompanien und Agenturen. Außerdem sind Verlage, Tanzzentren, Tanzinstitutionen, Tanzausstatter und Ausbildungsinstitute in den Messehallen vertreten.
Und wie international ist die Messe ausgerichtet? Aus welchen Ländern kommen Aussteller?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass unser Kontaktverteiler über den ganzen Erdball reicht. Wir stehen im Kontakt zu Tanzvertretern aus 98 Ländern, mit Ausnahme einiger arabischer, afrikanischer und mittelamerikanischer Länder. In diesem Jahr gibt es eine starke Präsenz der USA, Finnlands, Koreas, der Niederlande, Belgiens und Kanadas. Neben Deutschland werden noch Vertreter aus Spanien, Italien, Griechenland, Zypern, Polen, Ungarn, Tschechien, Schweden, Litauen, Mazedonien, Österreich, Schweiz, Großbritannien, Mexiko, Brasilien, der Elfenbeinküste, Japan, China an Messeständen zu finden sein.
Wie präsentieren sich dort Kompanien, Veranstalter, Fachhandel und Verlage?
Auch hier scheint das Thema wieder zu sein: bunt und vielfältig! Wir geben keine formatierte Standmöblierung vor. Die Aussteller mieten nur die Fläche. Was auf der Fläche geschieht, wie der Messestand aussieht, ist Sache des Ausstellers. Wir bitten nur, sich nicht zu verbarrikadieren, sondern möglichst ein offenes Ausstellungskonzept zu entwickeln. Natürlich sieht dann eine solche Messehalle alles andere als steril aus. Hier spiegelt sich auch die Vielfalt der kreativen Ansätze wider. Manche Kritiker mögen dieses Erscheinungsbild als unprofessionell abtun. Wir halten dieses offene Konzept jedoch durchaus für kommunikativ. Außerdem kann ein kleines Budget durch Einfallsreichtum kompensiert werden. Als Besonderheit baut die schwedische Kompanie 24 kvadrat einen Klon ihres kleinsten Tanztheaters Schwedens in die Messehalle. Hier werden während der Öffnungszeiten Tanzaufführungen schwedischer Künstler zu sehen sein. Auch Installationen von Angie Hiesl, Claudia Lichtblau, VA Wölfl sind in den Messehallen zu finden. Sie spielen mit Grenzen und Übergängen von Tanz, Performance und Installation.
Wie unterscheidet sich die Tanzmesse von klassischen anderen Messen?
Provokativ gesagt zunächst einmal dadurch, dass wir im klassischen Sinn gar keine Messe sind. Zum einen sind wir nicht in der Düsseldorfer Messe angesiedelt, sondern im NRW-FORUM Kultur und Wirtschaft im Ehrenhof und in den Tanzbühnen der Stadt Düsseldorf (robert-schumann-saal, tanzhaus nrw, FFT Juta, RheinOperMobil).
Zum anderen definiere ich die klassische Messe als einen Ort, wo sich in regelmäßigen Abständen Verkäufer und Käufer treffen, um Produkte für die nächste Saison zu ordern. Können wir in der darstellenden Kunst wirklich von einem Markt und von Verkäufern, Käufern und Produkten sprechen? Arbeiten Künstler für den Markt, oder arbeiten sie, um sich selbst auszudrücken? Wir meinen, dass auch der Künstler nicht in einem Vakuum arbeitet. Nun, diese Diskussion verfolgt uns seit Anbeginn. Die internationale tanzmesse nrw und andere performing arts markets, aber auch die verschärften ökonomischen Bedingungen haben dazu beigetragen, dass diese Frage verstärkt diskutiert wird. Die Diskussion um diese Frage wurde vor allem in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren mehr und mehr enttabuisiert! Das amerikanische Modell der Booking Conferences und Arts Markets standen zwar Pate bei der Gründung der Tanzmesse. Im Laufe der Jahre hat sich hieraus jedoch eine internationale Veranstaltung mit eigenständigem Charakter und Flair entwickelt. Wir beabsichtigen, eine Umgebung zu schaffen, in der die Teilnehmer ohne allzu große Vorbehalte miteinander ins Gespräch und ggf. ins Geschäft kommen.
Gibt es ein Rahmenprogramm?
Wenn die Messehallen mit ihren Aktivitäten das Hauptprogramm der internationalen tanzmesse nrw darstellen, dann ist wohl das Geschehen außerhalb der Messehallen als Rahmenprogramm zu bezeichnen. Als da wären zu nennen die Showcases und Performances, die Open Studios jeden Abend ab 21.00 im tanzhaus nrw, das morgendliche Diskussionsprogramm, die zusätzlichen Arbeitskreise, das Filmprogramm und in diesem Jahr als Premiere ein Seminar- und Workshopprogramm, das in Partnerschaft mit Dance USA bereits am Mittwoch, den 16.8., von 10 bis 15.30 stattfinden wird. Hier geht es in erster Linie um den internationalen Austausch zwischen den USA und Europa. Eine Voranmeldung ist erforderlich.
Wer ist der Veranstalter dieser Messe?
Veranstaltet wird die internationale tanzmesse nrw von der GZT NRW e.V. (Gesellschaft für Zeitgenössischen Tanz NRW) mit Sitz in Köln. Hier ist besonders das ehrenamtliche Engagement des Vorstandes hervorzuheben, ohne den wir niemals so weit gekommen wären. Für die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Staatskanzlei NRW und die Kunststiftung NRW hat die internationale tanzmesse nrw eine hohe Priorität für den Kulturstandort Nordrhein-Westfalen. Wie wir wissen, stehen hinter diesen Institutionen und Ämtern jedoch immer Menschen, die von einer Sache überzeugt sind und sich leidenschaftlich für ihre Entwicklung und ihr Gelingen einsetzen.
Last but not least einige praktische Fragen - kann man einzelne Tage buchen?
Es gibt eine Anzahl von Besuchern, die nur für ein oder zwei Tage nach Düsseldorf kommen. Die Tageskarte kostet 30€ und beinhaltet freien Eintritt zum Diskussions- und Filmprogramm, zu den Messehallen, den 4-5 Showcases und einem Open Studio um 21.00 Uhr im tanzhaus nrw. Diese Tageskarten gibt es jedoch nur an der Tageskasse im NRW-FORUM Kultur und Wirtschaft, dort, wo die Messehallen angesiedelt sind.
Einzelne Vorstellungen?
Selbst für Zuschauer, die nur eine einzige Aufführung sehen wollen, gibt es die Möglichkeit dabei zu sein. Mit dem Showcaseticket für 12€ kann man am selben Tag auch die Messehallen besuchen. Die Tickets sind an dem Veranstaltungstag an der Tages- bzw. Abendkasse der verschiedenen Häuser erhältlich. Also, einfach vorbeikommen! Alle genannten Preise sind bereits die ermäßigten Preise! Gruppen, auch Schulklassen, erhalten eine zusätzliche Ermäßigung.
Und wie viel muss man bezahlen, wenn man alle Tage anwesend ist und möglichst viel mitnehmen möchte?
Ja, man kann alles in einem Pack für 75€ buchen, damit ist man zu allen Aktivitäten eingeladen, inklusive den mannigfaltigen Empfängen. Außerdem erhalten diese Besucher den besonderen Fachbesucherservice. Wir bitten dringend um Voranmeldung, weil diese Besucher Priorität in der Ticketzuteilung haben.
Gibt es noch ausreichend Besuchertickets?
Es gibt noch ausreichend Besuchertickets. Die Hotelkapazitäten in unseren Partnerhotels werden jedoch schon knapp.
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