Fehlstart

Statt „Vollmond“ nicht einmal der halbe, sondern die keusche Diana

oe
Wuppertal, 20/05/2006

Ist das nun die endgültige Bestätigung meiner Senilität? Eigentlich bin ich ja nach Wuppertal gefahren, um Pina Bauschs neues Stück „Vollmond“ zu sehen. Allerdings hatte ich mich beim Pressebüro für den Termin am 20. Mai angemeldet, eine Woche nach der Uraufführung. Weder war ich auf die Idee gekommen, so bald nach der Premiere auf den Titel zu achten, noch hatten die Kolleginnen vom Pressebüro mir eine Warnung zukommen lassen, dass es an jenem Abend eine Wiederaufnahme der „Keuschheitslegende“ von 1979 geben würde.

Da kann man sich mein Erstaunen vorstellen, als ich im Programmheft las, dass es sich um eben jenen Pina-Bausch-Klassiker handelte, der bereits sein Silberjubiläum hinter sich hat. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, wie man sich vorstellen kann. Zumal da dies eins von Bauschs textreichsten Stücken ist – und man weiß ja inzwischen, wie sehr ich diese Gattung der Quasselballette liebe. Auch wenn ich zugeben muss, dass dies eine der lustigsten Wuppertaler Produktionen ist und dass sich das Publikum des restlos ausverkauften Hauses königlich amüsiert hat, kam ich mir doch ziemlich frustriert vor, da man quasi bis zur Pause warten muss, bis endlich richtig getanzt wird (jedenfalls so, wie ich mir einen Tanzabend wünsche).

Ich bin dann doch ziemlich belämmert nach Köln zurückgefahren, denn ich hatte mich echt auf Pina Bauschs „Frau Luna“ gefreut. Auf deren Stellvertreterin, die keusche Göttin Diana, war ich an diesem Abend ganz und gar nicht erpicht. Ob ich bis zum nächsten „Vollmond“ im Herbst noch lebe, dafür kann ich freilich nicht garantieren, wenn mir schon heute ein derartig geriatrischer Unfall passiert!

 

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