Samstag, bei 3sat:„Der Choreograf Martin Schläpfer“

oe
Stuttgart, 09/07/2004

Er gehört zu den sympathischsten Vertretern der Ballettszene – vielleicht ja weil er aus der Schweiz kommt, aus dem Appenzeller Land, wo die Kühe so schön verwundert glubschen wie hierzulande ihre Allgäuer Milka-Artgenossen. Dabei hat er etwas ausgesprochen Verschmitztes, dieser Martin Schläpfer, der so gerne lacht und von sich selbst augenzwinkernd sagt „I‘m a little bit of a maniac“.

In ihrem TV-Porträt, das morgen, Samstag, um 22.15 Uhr via 3sat ausgestrahlt wird, ist es Dieter Schneider und Timo Armling gelungen, den Mainzer Ballettchef und Choreografen als einen alerten, umtriebigen, erzmusikalischen Burschen darzustellen, der auch als inzwischen Fünfundvierzigjähriger immer noch den Charme eines großen Jungen versprüht (dabei ist er alles andere als groß – und mit seinen Träumen, einmal ein Prinz Charming zu werden, dürfte es bald zu Ende gewesen sein).

Seine tänzerischen Lehrjahre hat er bei Heinz Spoerli in Basel absolviert, der ihn mit der Muttermilch seiner Musikalität aufgezogen zu haben scheint. Sie ist jedenfalls das Markenzeichen seiner Ballette, ob er nun Bach, Vivaldi, Mozart, Strawinsky oder – mit besonderer Vorliebe – Alfred Schnittke (aber eben auch Appenzeller Folklore) tanzen lässt. Er hat auch eine Macke, die ihn seine Programme durchnummerieren lässt – als ob sein Publikum sich eher an seinen Abend XII oder XV erinnert als an seine „Kunst der Fuge“ oder seinen „Feuervogel“.

Seine Tänzer tanzen für ihn durchs Feuer, und das hat auch seinen guten Grund – denn viel lieber als sie zu korrigieren, ermutigt er sie und feuert sie an. Und dabei lächelt er so entwaffnend, dass man leicht übersehen könnte, wie ernst er seine Kunst nimmt. Der Eigenbrötler, der er auch ist, gibt sich wohl eher zu erkennen, wenn er zu Hause mit seinem liebsten Partner allein ist – seinem Klavier. Von seiner Art könnten wir mehr gebrauchen!

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