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Die Gala 2004 der Tanzstiftung Birgit Keil

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Ludwigsburg, 12/11/2004

Hat sie wirklich vor ein paar Wochen bereits ihren sechzigsten Geburtstag gefeiert? Ist sie nicht doch erst neun, beziehungsweise fünf, gar erst zwei Jahre alt? Das kommt auf die Perspektive an! In Wirklichkeit scheint sie alterslos zu sein, Birgit Keil, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt – sozusagen eine permanente Uplifterin ihrer selbst: Ex-Ballerina, Akademie-Professorin, Stiftungspräsidentin, Ballettdirektorin, Gala-Hostess – und was kommt als nächstes?

Wundern sollte es mich nicht, fungierte sie in naher Zukunft auch noch als Gastgeberin eines von ihr ins Leben gerufenen jährlichen Ludwigsburger, beziehungsweise Karlsruher Ballett-Balls! Mit der jetzt zum fünften Mal veranstalteten Ballett-Gala der Tanzstiftung, die seit neun Jahren ihren Namen trägt, hat Birgit Keil es geschafft, ihr Unternehmen als ein Ludwigsburger Gesellschaftsevent zu etablieren. So viel Prominenz sah man noch kaum je bei einem Ballettabend im Forum am Schlosspark!

Und so präsentierte sie diesmal gleich zu Beginn an der Seite ihres langjährigen Förderers und Mentors Lothar Späth ihre jüngste Überraschung: ihre Kollaboration mit der Stuttgarter John-Cranko-Schule (die sie ja auch schon vorher als Stipendiatenspenderin unterstützt hat). Da staunten auch wissenskundige hiesige Ballettfreunde nicht schlecht, als der Vorhang aufging und Kohorte um Kohorte junge Tänzerinnen in Hans van Manens „Unisono“ über die Bühne defilierten – so dass man schon bald sich beim Zählen verhedderte und hinterher las, dass es an die sechzig waren, die da, von den Württembergischen Philharmonikern unter der Leitung von Davor Krnjak animiert, ihr Begrüßungsritual absolvierten (sozusagen die sechzig Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte).

Und dann ging es Schlag auf Schlag – wobei auch wieder die beiden von ihr entdeckten Nachwuchschoreografen zum Zuge kamen: Thiago Bordin, inzwischen Neumeiers umschwärmter Romeo in Hamburg, und Terence Kohler, den sie wohlweislich für ihre Karlsruher Kompanie mit Beschlag belegt hat. Und wieder bewährte sich ihr appetitstimulierender Mix aus Nachwuchstänzern und Stars aus Mannheim und Karlsruhe, aus Südamerika und Australien, aus Wien (Simone Noja vom Staatsopernballett), Berlin (Beatrice Knop und Raimondo Rebeck, die in Roland Petits „Lustmord“ frei nach Wedekind einen Hochspannungs-Pas-de-deux höchstkarätiger Berliner Dramatik geradezu explosionsartig über die Bretter jagten) und London (Agnes Oaks und Thomas Edur, die in Wayne McGregors „2 Human“ das Kunststück vollbrachten, sich als rotzfreche Punks von Johann Sebastian Bachs Gnaden zu outen).

Und auch Ben van Cauwenbergh aus Wiesbaden war als Choreograf wieder vertreten, Stuttgarts Lieblings- ja, wie soll man ihn nennen „Lieblingsballettier“, seit Eric Gauthier hier sein Solo „Les Bourgeois“ getanzt hat, und in dessen Edith-Piaf-inspiriertem „Je ne regrette rien“ die Brasilianerin Daniela Severian an diesem Abend Furore machte. Für den Schlussknüller sorgte dann Kohler mit seinem „Intermezzo for 20“ zu einem Schostakowitsch-Medley, wie es ja auch schon Christian Spuck in seiner Monstertragödie (und Neumeier in seiner „Möwe“) so elektrisierend choreografiert hat.

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