Das Buch „Martin Schläpfer: Ein Porträt“

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Stuttgart, 18/12/2002

Ein feines kleines Buch, ein ausgesprochenes Designer-Produkt, liebevoll gestaltet, in eleganter Grafik, das gut in der Hand liegt. Es nennt sich „ein portrait, Herausgegeben von Andreas Weber, zeitenwende galerie mainz, I II III IV V VI VII VIII IX, martin schläpfer, ballettmainz". Es umfasst 140 Seiten, mit über 60 Farbabbildungen und kostet 29 Euro plus 5.50 Versandkosten.

Im knappen Vorwort bekennt sich Schläpfer zur Arbeit der beiden jungen Fotografinnen Karen Imhof und Marija Zegarac, die hier das Ergebnis ihrer Diplomarbeit vorlegen und in ihrer Einführung als deren Besonderheit ihre Beschäftigung mit dem Polaroid Transformverfahren erklären: „Das Ungewöhnliche dieser Technik ist, dass direkt in den Entwicklungsprozess der Bilder eingegriffen wird.“ Es folgen ein knapper biografischer Abriss über Schläpfer und dann drei Absätze über die junge Geschichte des seit 1999 bestehenden ballettmainz. Daran schließen sich die mit römischen Ziffern bezeichneten neun Programme der unter Schläpfer hauptsächlich von ihm selbst sowie von ein paar anderen Choreografen erarbeiteten Abende an (darunter auch Balanchine, van Manen und Nils Christe).

Der Hauptteil des Buches ist in drei Phasen unterteilt, die erste heißt „enter form and space“, die zweite „looking through inside glass“ und die dritte „a lifetime for a spine that speaks“. Dann kommen die Farbbilder im Polaroid Transformverfahren, mit einzelnen Stichwortsätzen, die wohl von Schläpfer selbst stammen, à la „crumbled shape in plié and b-plus ..  tilt to think perfection“, „getting glue“, „ wanting it this way“. Zu sehen sind farbig verwaschene Tänzeransichten, einzelne Gliedmaßen, kaum erkennbare Individualitäten. Vielleicht ist es ja hohe Kunst, mir sagen sie nichts über die Tänze, Schläpfers Art zu choreografieren oder ihre Realisierung durch die Tänzer aus.

Es folgen Kurzbiografien der Tänzerinnen und Tänzer, von denen jede und jeder in ein oder zwei Sätzen ihr/sein künstlerisches Glaubensbekenntnis ablegen darf, zum Beispiel: „Für mich bedeutet die Arbeit auf dem Gebiet des Tanzes die Erforschung eines menschlichen Grundbedürfnisses“ oder „Ever is over all“ oder „Großmut begatte mich“. Dann kommt auch schon das Impressum.

Für mich bedeutet das Buch eine verschenkte Gelegenheit, denn ich erfahre nichts über den Menschen, Künstler und Choreografen Martin Schläpfer, dafür umso mehr über die Phantasmagorien zweier junger Frauen bei ihrer Beobachtung der Arbeit im Ballettsaal, hinter und auf der Bühne.

 

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