Zwischen Beifall, Erstaunen und Gemeinschaftsgefühl
Battle-Formate beim Hip Hop- und Housedance-Festival Flavourama
Wertvolle Formate und internationale Teilnehmer*innen beim Festival „Flavourama“ in Salzburg
Von Katharina Bachleitner
Zum 17. Mal zieht „Flavourama“ unter der künstlerischen Leitung von Farah Deen und Olivia Mitterhuemer Tänzer*innen und Tanzbegeisterte nach Salzburg. Warum sich ein Besuch der vielfältigen Events mit zahlreichen Stars der Szene definitiv lohnt.
Battles
Nach den intensiven Pre-Selections und dem aufregenden Kids-Battle im Solitär des Mozarteums führt ein bewährtes Duo durch die finalen Battles in der SZENE Salzburg. Niki Awandee (SWE) und Lydie La Peste (FR) moderieren mit Witz und Charme und stellen sicher, dass die Tänzer*innen motivierenden Jubel bekommen. Die Hip Hop-Beats liefert DJ Joseph Wu (DE). In der House-Kategorie sorgt DJ Coflo (US) für ordentlich Energie. Die Hip Hop-Jury bilden Laura Nala (FR), Loose Joint (US) und Majid (DE). Beim Housedance sind Mavinga (CD/BE), Miyu (JP) und Frankie J (GB) die Entscheidungsträger*innen.
Beim House werden physisch komplexe Tricks als Antwort auf das körperliche Sichtbarmachen der Vielschichtigkeit der Musik geliefert. Technische Präzision und grundlegende Elemente wie der Bounce zeichnen die Bewegungen im Hip Hop aus. Hier treten die Tänzer*innen in Zweierteams gegeneinander an. Am Ende entscheidet Rachad (BE) im House-Finale das Battle für sich. Sein Tanzvokabular fällt durch eine entspannte, weiche Bewegungsführung auf. Dabei lenkt er seine Aufmerksamkeit auf die Tracks und nutzt geschickt einzelne musikalische Komponenten, um raffinierte Akzente zu setzen. Miguel und Lumi, beide Mitglieder der französischen Crew S.O.W. (Sons Of Wind), holen sich den ersten Platz im Hip Hop-Finale. Sie nutzen Kombis, die den Fokus schnell von einem zum anderen Körperteil lenken, aber dennoch die Vielfalt der Bewegungsvariation an einer Stelle des Körpers präsentieren.
Einige Entscheidungen der Jury treffen auf große Empörung, andere werden als fair eingestuft. Das wird auch ein Thema der „Voices“ sein.
Voices
Für das Format „Voices“ versammeln sich die Juror*innen zusammen mit weiteren Künstler*innen und Interessierten an einem Donnerstagnachmittag im Auditorium des Museums der Moderne am Salzburger Mönchsberg. Zentral wird dabei das Thema des Urteil-Fällens diskutiert, besonders im Battle-Kontext. Moderator Luke Lentes (GB) lässt die Teilnehmer*innen zu Aussagen zwischen vollständiger Ablehnung und Zustimmung im Raum positionieren. Zwischentöne sind erwünscht und die gemeinsame Diskussion zu Tanz und Battles lädt zum Nachdenken ein.
Das Resultat: Innerhalb weniger Sekunden ein Urteil zu fällen, ist ein komplexes Vorhaben. Speziell der Auftrag der Jury, die antretenden Tänzer*innen und ihre Leistung im Moment zu bewerten, ist mit viel Verantwortung verbunden. Eine Entscheidung zu fällen, mit der die Tänzer*innen als auch Beobachter*innen zufrieden sind, ist so gut wie unmöglich. „Give the judges grace“, meint Lentes. Schließlich legen verschiedene Menschen unterschiedlich viel Wert auf z.B. Musikalität oder Technik.
Performatory
Im Anschluss an „Flavourama Voices“ folgt das „Performatory“. Hier präsentieren drei Gruppen bestehend aus jeweils einer musikschaffenden und zwei tanzenden Personen in diversen Räumen des Museums am selben Tag konzipierte Mini-Performances.
Lydie La Peste (FR) begrüßt das gespannte und noch eben wuselig eintrudelnde Publikum mit einer spontanen Gesangseinlage im Foyer. Neben Elementen aus dem zeitgenössischen Tanz werden an diesem Abend Hip Hop, Breaking, House sowie Waacking von den Tänzer*innen Jana Thaler (AT), Hakim Saber (GB), Jana Dünner (CH), Tamara Mancini (CH), Ben Yeo (SG) und Arūnas Mozūraitis (LT/FR) repräsentiert. Die musikalischen Beiträge werden von Olga Nosova (RUS/DE), Jordina Millà (ES/DE) und Raphael Schwarzacher (AT) gestaltet. Zu hören bekommt das Publikum Schlagwerk-Klänge, Gesang, ein E-Piano sowie einen Kontrabass. Die Bewegungsqualität ist bestimmt von Gegensätzen: Annäherungen und Distanz, rapide Bewegungen werden an ruhige, fast stillstehende Passagen geknüpft.
Im Museum der Moderne werden Projektionen, Bilder, Filminstallationen oder die Wände selbst zu physischen Hindernissen bzw. Inspirationsquellen der Performances. Dass das Publikum sich für die Wahrnehmung neuer Beiträge durch das Museum bewegen darf, schafft außerdem eine dynamische Kurzweiligkeit.
Fazit: „Flavourama“ zeichnet sich durch unterschiedliche Formate aus, die zum Diskutieren, Jubeln, Wahrnehmen, Staunen und ja – Tanzen und Trainieren einladen. Die 18. Edition des Festivals in dieser Form ist zurecht bereits in Planung.
Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation mit einer Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg (Dr. Miriam Althammer).
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