Mozart-Verweigerung

Tanzstücke von Philipp Gehmacher, Johanne Saunier und Salva Sanchis in Salzburg

Salzburg, 19/05/2006

Mozart ist nicht choreografierbar. So könnte das Fazit nach der Uraufführung von Tanzstücken von Philipp Gehmacher und den Keersmaeker-Tänzern Johanne Saunier und Salva Sanchis im Salzburger Mozarteum lauten. Dem Tempo seiner Noten ist nicht beizukommen, also gilt es, Parameter in die Inszenierung einzuziehen, die dem Tanz allerdings noch einmal eine andere, interessante Rolle geben. Die Musik perlt, und der Tanz hält scheinbar, seine Energie verlagernd, inne.

Das funktioniert, wenn ein interpretationsfreudiger Pianist wie Alexander Lonquich sich und Mozart mitinszeniert. Während Sanchis Mozarts unterhaltsame Oberfläche kitzelt (10 Variationen, KV 455) und Saunier mit Video-ipods den Gassenhauer Mozart herausstreicht (Sonate a-Moll, KV 310), gelingt vor allem Philipp Gehmacher mit dem 45-minütigen Solo „das überkreuzen beyder hände“ eine intensive Auseinandersetzung.

In seltener Dichte sind der Komponist, dessen romantisch-schicksalshafte Fantasie c-Moll, KV 475, der Pianist und seine klug geteilte und variierte Interpretation abwechselnd auf dem Steinway und auf dem Hammerklavier thematisiert. Lonquich und Gehmacher kommen gemeinsam herein und bleiben über Achsen miteinander verbunden. G

ehmacher setzt ein Bewegungsvokabular ein, das einem gestischen Mitsichringen gleichkommt. Wie aus einer introvertierten Schutzhaltung heraus, sucht ein Arm die Herzgegend, den Raum, kreuzt sich mit dem anderen wie gefesselt. Es sind nur wenige Momente, in denen Musik und Bewegung einander erreichen. Sie läuft ohne den Tänzer, er agiert in Stille und ist ihr doch verhaftet.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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