Tanz in seiner Fülle
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Annabelle Bonnéry wird ab der Spielzeit 2027/28 neue Tanzdirektorin am Staatstheater Mainz. Sie tritt damit die Nachfolge von Honne Dohrmann an, der nach vielen Jahren an der Spitze der Sparte im Juli 2027 in den Ruhestand geht. Sie ist aktuell noch die künstlerische Leitung und Geschäftsführerin von Carte Blanche, der norwegischen Nationalcompany für zeitgenössischen Tanz.
Annabelle Bonnéry freut sich auf die neue Herausforderung: „Tanzmainz ist eine der führenden zeitgenössischen Tanzkompanien Europas, bekannt für ihre mutige Vision und außergewöhnlich vielseitigen Tänzer*innen, die ein kraftvolles Ensemble bilden. Es ist mir eine Ehre, im August 2027 die künstlerische Leitung zu übernehmen und auf der inspirierenden Arbeit von Honne Dohrmann aufzubauen. Meine Vision ist es, diese mit einem vielfältigen, dynamischen Programm weiterzuentwickeln, das den Dialog zwischen Publikum sowie aufstrebenden und etablierten Choreograf*innen fördert. Ich suche nach Künstler*innen, die sich mit drängenden gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen und neue Perspekti ven eröffnen – und damit Räume für kulturellen Austausch, Teilhabe und Reflexion schaffen. Ich freue mich sehr darauf, das engagierte und begeisterte Publikum in Mainz kennenzulernen. Gemeinsam können wir eine Zukunft für tanzmainz gestalten, die von Exzellenz, Neugier und Offenheit geprägt ist.“
Intendant Markus Müller, der seit seinem Antritt 2014 die erfolgreiche Neuprofilierung der Company mit angestoßen hat, freut sich über die Wahl: „Der enorme kreative Reichtum eines Place of Creation mit wechselnden Choreograf*innen und die hohe tänzerische Qualität der Compagnie des Staatstheaters sind Motor für den großen Erfolg von tanzmainz, beides gilt es auch in Zukunft zu erhalten. Ich bin darum sehr froh, dass wir mit Annabelle Bonnéry eine hochkompetente Persönlichkeit gefunden haben, die künstlerisch und menschlich großartig zum Profil von tanzmainz und zum Haus insgesamt passt.“
Etablierte Choreograf*innen und junge Stimmen als Programm
Annabelle Bonnéry ist seit mehr als drei Jahrzehnten im zeitgenössischen Tanz aktiv. Geboren 1973 in Frankreich, erhielt sie ihre klassische und zeitgenössische Tanzausbildung am Nationalkonservatorium von Dijon. Parallel dazu absolvierte sie ein Studium der Anglistik an der Universität Montpellier sowie einen Master in Kulturmanagement an der Universität Dijon. Ihre künstlerische Handschrift wurde früh durch Begegnungen mit bedeutenden Choreograf*innen geprägt, unter anderem Maguy Marin, Jean-Claude Gallotta, Ramon Oller, Jackie Taffanel und Rui Horta, mit dem sie über zehn Jahre lang zusammenarbeitete – als Tänzerin, Assistentin und Wiederaufnahmen-Coach.
Zwischen 1998 und 2018 leitete sie gemeinsam mit dem Galeristen François Deneulin die Compagnie Lanabel. Dabei überschreitet sie in ihren Arbeiten immer wieder kkoperativ die grenzen des Tanzes: Zusammen mit dem Koch Thierry Moyne entwickelte sie „Exquises“, dasüber ein Jahrzehnt durch Europa tourte und mit Wissenschaftler*innen des CEA Grenoble entstand , oder „Virus//Antivirus“ (2007). Sie realisierte unter anderem das partizipative Großprojekt „Paysage d’ensemble“ mit dem Chaillot Theatre national for dance im Pariser Stadtteil Goutte d’Or mit über 100 Mitwirkenden oder arbeitete zwischen 2012 und 2018 eng mit dem CDC La Termitière in Ouagadougou zusammen.
In Norwegen entwickelt sie seit 2018 bei Carte Blanche eine programmatische Linie, die sowohl etablierte Choreograf*innen wie François Chaignaud, Eszter Salamon, Ayelen Parolin, Jan Martens oder Elle Sofe Sara einlädt als auch jungen Stimmen wie Roza Moshtaghi, Katerina Andreou und Ole Martin Meland Raum gibt. Mit Carte Blanche tourte sie durch Norwegen und Europa und initiierte ein Residenzprogramm für internationale Choreograf*innen.
Annabelle Bonnéry steht für eine Kunst, die sich nicht in Elfenbeintürmen versteckt, sondern Verbindungen schafft – zwischen Menschen, Disziplinen, Generationen und Kulturen. Mit Kreativität, Entschlossenheit und einer großen Portion Herzlichkeit schafft sie Räume, in denen Tanz als lebendige, gesellschaftlich relevante Sprache erlebbar wird.
Wie schlau den Übergang so ausgesprochen zeitig zu planen. So hat Honne Dohrmann, der das Tanzkurator*innen-Konzept an deutschen Theatern und insbesondere in Mainz zum international anerkannten Erfolg gebracht hat, Zeit die Übergabe der Tanzdirektion erfolgreich zu gestalten.
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