4fT: Workshopfestival

4fT: Workshopfestival

Kahlschlag in Leipzig?

Das Ende des Tanzpaktes bringt erste Opfer: Die Tanzplattform 4fT und die Sebastian Weber Dance Company stehen ohne Geld da.

Im Juni 2023 endete für alle Projekte im Tanzpakt Reconnect die Förderung. In der Folge stehen viele Projekte vor dem Aus. Zwei Beispiele aus Leipzig

Leipzig, 06/07/2023

Es sieht nicht gut aus für den Tanz in Leipzig. Sowohl die Sebastian Weber Dance Company als auch die Tanzplattform Leipzig 4ft sind in ihrer Existenz bedroht.

Besonders ernst ist die Situation bei 4Ft. Die Tanzplattform hat sich die Vernetzung der oft sehr disparat agierenden Tanzszene in Leipzig auf die Fahnen geschrieben. Neben regelmäßigen Probetrainings vergab der Verein Residenzen veranstaltete Showing und veranstaltete zudem ein kleines Workshop-Festival. Seit 3. Juli aber bleiben die Pforten zum angemieteten Studio geschlossen. „Wir haben alles versucht, einen Weg zu finden, den Betrieb aufrecht zu erhalten, leider ohne Erfolg. Ohne Förderung können wir unser Studio nicht weiter anmieten, unser Personal nicht bezahlen und unser Programm nicht weiter fortführen“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins zur Schließung. Für die Leipziger Tanzszene, ohnehin nur bedingt sichtbar in der Stadt, ein harter Schlag, denn damit fällt in Leipzig das einzige regelmäßige professionelle Tanztraining, das für alle Freien offen steht, weg. Entsprechend enttäuscht sind die Vorstandsmitglieder Alma Toaspern & lldikó Tóth: „4fT ist der einzige Leipziger Ort zur Vernetzung in der professionellen Tanzszene, an dem eine deutschlandweite und internationale selbstorganisierte Tanzcommunity zusammenkommen kann und sichtbar wird. Wir sehen es als Aufgabe der Kommune, diese grundlegende Infrastruktur aufrecht zu erhalten.“

Auch für die Sebastian Weber Dance Company, die mit ihrem zeitgenössischen Stepptanz international erfolgreich ist – zuletzt sogar mit einem Auftritt im schwedischen Fernsehen – droht das Aus, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet. 150.000 Euro benötigt die Company, die auch den sächsischen Tanzpreis gewonnen hat, pro Jahr, doch eine entsprechende Förderung steht ab nächsten Jahr in den Sternen. Das ist umso überraschender als die Company zuletzt mit Produktionen wie „Cowboys“, „Folk Fiktion“, „Touch“ oder „Bats“ international gebucht war. Für nächstes Jahr ist zudem eine große Produktion mit der Dresdner Staatsoperette geplant, bei der die dortige Company die Crew von Sebastian Weber unterstützen wird. Im letzten Jahr hat Weber sogar ein neues Studio in Leipzig eröffnet, um endlich einen festen Probenraum und Sitz für seine Step-Company zu haben.

Doch nun laufen gleich drei Förderungen gleichzeitig aus: Der Tanzpakt Reconnect, die Konzeptionsförderung durch den Fonds Darstellende Künste und die Konzeptionsförderung der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. Auch bei der Tanzplattform 4fT ist das Ende des Tanzpakts Reconnect der Grund für das spontane Ende der Aktivitäten. Angesichts der breiten Streuung des Programms mit 146 geförderten Projekten und einer Gesamtfördersumme von 16,8 Mio Euro dürfte dies nur die ersten Vorboten einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften sein, die in nächster Zeit dieTanzszene durchlaufen werden, denn im Juni endete die Projektlaufzeit.

Bei 4fT sieht es derzeit nach Abwicklung aus und der Verein muss sehen, welche Aktivitäten in Zukunft noch möglich sein werden – ohne eigenes Studio und feste Finanzierung. Die Netzwerkarbeit auf hohem Niveau kommt auf jeden Fall erst einmal zum Erliegen. Bei Sebastian Weber ist zumindest bis Sommer 2024 das Studio gesichert, wo allerdings die 150.000 Euro für Fixkosten und Miete im Jahr herkommen sollen, bleibt offen. Weber bilanziert: „Die Strukturkosten, die wir haben, sind eine direkte Konsequenz aus dem Erfolg. Wir machen 41 Aufführungen im Jahr und das ist ohne Administration und Probenbühne nicht machbar. Wenn es keine Strukturförderung für Companys gibt, dann ist Erfolg der Todesstoß.“

Zwar hat die Stadt Leipzig bereits eine neue Förderrichtlinie Kultur in Aussicht gestellt, die neben einer Projektförderung auch eine Basisförderung in Aussicht stellt, auf welche die Company sicher gute Chancen hätte, aber dies würde erst 2025 greifen und auch die finanzielle Ausgestaltung ist derzeit offen und angesichts der schwierigen öffentlichen Kassenlage ohnehin mit vielen Fragezeichen behaftet.

Eine Spitzenförderung durch das Land Sachsen, wie Nordrhein-Westfalen sie seit Jahren anbietet, wäre ein Weg für die Webersche Company, doch bisher gibt es da auf Landesebene keine Bestrebungen. Das Land duckt sich bei der kontinuierlichen Förderung von freien Companys konsequent weg. Auch bei erfolgreichen. Im Ergebnis versanden so gut gemeinte und wichtige Konzeptionsförderungen regelmäßig im Sande, weil die Konzepte nicht weiter genutzt werden können und der Aufbau nachhaltiger Strukturen jenseits der Stadt- und Staatstheater stagniert einmal mehr. Denn wo kein Wille, da ist auch kein Weg.

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