Einführungen von Tanzwissenschaftler*innen

In der Saison 2023/24 wird es jeweils 45 Minuten vor den Vorstellungen des Staatsballetts Berlin kostenfreie persönliche Einführungen geben. Ermöglicht wird dies durch die wiederaufgenommene Kooperation des Staatsballetts mit dem Masterstudiengang Tanzwissenschaft der Freien Universität Berlin. Laut der Pressemitteilung sollen die Studierenden in Zusammenarbeit mit den Dramaturg*innen des Hauses „dabei nicht nur Einblicke in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Tanz vermitteln, sondern auch ihre persönliche Begeisterung für choreografische Details, faszinierende Bewegungsformen und die soziale Relevanz der Kunstform Tanz mit dem Publikum teilen.“

Aus Perspektive der Studierenden ist diese Kooperation sicherlich sehr produktiv. So können sie sich in Vermittlungsformaten, die in den Darstellenden Künsten immer wichtiger werden, ausprobieren und wertvolle Vortragserfahrungen sammeln. Allerdings stellt sich die Frage, ob gerade das Format der Einführung die beste Idee ist. Besteht der Reiz einer Einführung nicht etwa darin, dass eine an der Produktion beteiligte Person Einblicke aus dem Produktionsprozess und Hintergrunde vermittelt, atmosphärisch auf das Theatererlebnis vorbereitet und im besten Falle inhaltliche Hürden abbaut? Da ist es fraglich, ob ein wissenschaftlich-theoretischer Ansatz hinsichtlich tanzgeschichtlicher oder gesellschaftspolitischer Implikationen seitens einer nicht beteiligten Person nicht gerade höhere Barrieren aufzieht. Alternativen könnten beispielsweise die Moderation von Publikumsgesprächen oder andere Formate im Anschluss der Vorstellungen sein. 

Es bleibt abzuwarten, wie das neue Angebot von den Zuschauer*innen angenommen wird.