Die Kräfte der Natur

Zwei Tanzensembles im Parkgelände von Schloss Hellbrunn bei der Sommerszene Salzburg

Die Kompanie Cielaroque/Helene Weinzierl und Agata Maszkiewicz mit dem Kollektiv Superamas überraschen im öffentlichen Raum mit ihren Interpretationen zu Natur und Universum und ermöglichen mit kostenlosen Vorstellungen unterm freien Sommerhimmel erleichterten Zugang zum zeitgenössischen Tanz.

Salzburg, 21/06/2023

von Ann-Kathrin Meyler

Neben den Salzburger Veranstaltungsorten Szene oder der Arge wird der öffentliche Raum von Schloss Hellbrunn zur beeindruckenden Naturkulisse für zwei sehr unterschiedliche Tanzkompanien.

Der Doppelabend im riesigen Parkgelände beginnt mit „On the Rocks“ der Kompanie Cielaroque/Helene Weinzierl. Nach einer 20-minütigen Busfahrt erreicht man das Schlossgelände von Hellbrunn und gelangt den Schildern der Sommerszene folgend über einen Wanderweg einen Berg hinauf zum Steintheater. Der Anstieg bietet eine exzellente Einstimmung auf die bewegungsreichen Performances. Zuschauer*innen, die das Steintheater nicht kennen, haben sich vielleicht gefragt, warum sie sich keine richtigen Wanderschuhe angezogen haben, denn es weisen sogar Schilder auf eine mögliche Absturzgefahr hin. Doch wird die Anreise zum antiken Steintheater mit einem Anblick einer aus Felsen gebauten leicht beleuchteten Bühne belohnt. Die Kompanie leitet den Abend harmonisch ein: Bei „On the Rocks“ wird das Publikum mit einer einstimmenden Führung durch die Steinkulissen und einem Drink auf den Sitzplätzen begrüßt.

Die Produktion bezieht sich auf die Geschichte des Steintheaters von Schloss Hellbrunn und umrahmt ihre Tanzperformance mit einer Erzählung über Francesco Rosi, der 1617 der erste Sänger auf der Bühne des Steintheaters war. Mit Sequenzen aus Tanz, Monologen und Dialogen entsteht ein Tanztheater, das dem Publikum etwas über die beeindruckende Architektur und Geschichte dieser sehr speziellen Bühne vermittelt. Die Tänzer*innen nutzen die Energie des Raumes, der Steine sowie der Zuschauer*innen. Die eingängigen, manchmal sehr experimentellen Bewegungen machen Lust zum Mittanzen.

Bei einem Regenspaziergang zur nächsten Vorstellung im Park lässt sich die Natur selbst erfahren und man kann die erste Performance Revue passieren lassen. Zum Glück für Agata Maszkiewicz und die Superamas hört der Regen pünktlich zu Beginn mit ihrer Produktion „Zero to Infinity“ wieder auf.

Im Park stehen Liegestühle mit Decken bereit, um in der späten Abenddämmerung das Spiel zwischen den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde zu gemütlich betrachten. Auch für Mückenspray ist gesorgt! So lässt sich diese Art der Naturbegegnung für den Zuschauer vermeiden.

Die Darsteller*innen führen verschiedene Experimente mit den Kräften der Physik durch. Es werden u.a. Luftballons aufgeblasen, Feuer entfacht, ein Glas gefüllt mit Wasser wird auf einem Brett mit Schnüren wie ein Pendel geschwungen. In der Dunkelheit der Nacht bewegen sich die Tänzer*innen zwischen leuchtenden Bällen und Bäumen. Den Sound dazu bilden experimentale Klänge wie ein Mikrofon, das in gleichmäßigem Rhythmus einen Lautsprecher berührt. Zuweilen ist zu befürchten, man könnte von einem geworfenen Glas oder herumfliegenden Bällen getroffen werden. Insgesamt wäre diese Performance in ihrer Leichtigkeit und Spielfreude sicherlich auf für Kinder zugänglich.

Nach einem ereignisreichen Abend flanieren die Zuschauer*innen durch eine fackelbeleuchtete Allee zum Parkausgang. So geht zeitgenössischer Tanz für Jedermann, der neue künstlerische Erlebnisse jenseits der Salzburger Festspiele öffnet.


Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg und der Sommerszene Salzburg unter der Leitung von Nina Hümpel.

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