„Bats“ von der Sebastian Weber Dance Company

Wir, das fremde Wesen

Sebastian Weber Dance Company mit „Bats“ in Hellerau

Ansteckend, aber nicht infektiös: Der Blick auf unsere Gesellschaft kann düster ausfallen.

Dresden Hellerau, 25/02/2023

Eine akustische Landschaft schlägt „Bats“ gleich zu Anfang auf, eine Geräuschcollage, die jedem Film gut zu Gesicht stünde. Hundebellen, Gewittergrollen und bedrohlich wirkendes Flügelschlagen. Ganz wörtlich im Dunkel liegt die Bühne, unklar, so ungeklärt wie die Schuld einer Fledermaus an der Übertragung von Corona auf den Menschen. Diese Bedrohung überträgt sich mühelos auf das Publikum, erklärt sich aber genau so wenig, wie es Corona getan hat. Sebastian Weber öffnet mit seinen Tänzerinnen und Tänzern ein Hybrid aus sich überlagernden analogen und digitalen Räumen, in denen es immer wieder gilt, gegen mesmerisierende Visuals anzuperformen. Das Publikum darf sich verlieren in diesem Vexierspiel der Ebenen, in dem die schwarzen, detailverliebten Kostüme von Nele Sternberg trotz des Monochromen zu einem Blickfang werden.

Stimmengewirr wirkt wie auf einem Basar, wenn auch die Musik orientalisiert erscheint. Zwischendurch immer wieder leicht statueske Posen der Arme und Hände, die an indische Tempeltänze erinnern. Und natürlich die Spezialität der Company, der flotte Zugriff auf den Stepptanz. Der kommt ganz gemächlich in die Arbeit hinein, akustisch erst verursacht durch das Klopfen und Schlagen mit den Händen auf den Boden. Selbst die entsprechenden Schuhe fehlen eine ganze Weile. Dann aber, wenn die sieben Performer*innen loslegen, mal mitreißend synchron, mal in lockeren Soli, ist sie da, die Lebhaftigkeit der klappernden Fußarbeit.

Bemerkenswerterweise stellt sich dabei aber heraus, dass sich Stepptanz nicht völlig nach Belieben dramaturgisch einsetzen lässt. Wie soll man langsam und verhalten steppen? Damit lassen sich nur lebendige, schnelle Szenen choreografieren, die grundsätzlich nach vorn stürmen, egal, in welcher Stimmung. Genau dann scheinen die Performer*innen direkt aufzublühen; in einigen anderen Momentan allerdings wirken sie teilweise etwas verloren  und lassen es an Kongenialität fehlen, ganz so, als sei ihr Stepptanz der eine sichere Hafen des Ausdrucks.

Im Wechsel zwischen kraftvollen Gruppenszenen und zarten Bildern der Isolation variieren die Stimmungen, denen man sich nicht entziehen kann, aber unklar bleibt bis zum Schluss, wohin das alles will. Wenn schließlich ein imaginärer Regen alle reinzuwaschen scheint, meint man die anfängliche Bedrohung weit weg, aber damit ist noch lange keine Lösung in Sicht.

 

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