„Mozart/Concert Arias. Un moto di gioia“ von Anne Teresa de Keersmaeker

Mozart-Arien-Gespinst

Ein Wiedersehen mit De Keersmaekers feinem „Un moto di gioia“

Das Antwerpener Ballett gastierte mit einer gelungenen Interpretation im Festpielhaus St. Pölten

St. Pölten, 05/12/2022

Schon dreißig Jahre ist es her, dass Anna Teresa De Keersmaeker dieses feine, gut zwei Stunden dauernde Gespinst mit dem Titel „Mozart/Concert Arias. Un moto di gioia.“, das auch etliche Instrumentalstücke beinhaltet, von und mit ihrem Ensemble Rosas beim Festival in Avignon herausgebracht hat. Ursprünglich, glaubt man sich zu erinnern, hätte dieses inhaltlich und gestalterisch aufwendig-reiche „Bündel“ aus kleinen emotional verspielten Szenen und immer wieder ordnenden, zelebrierten Raumwegen zum Mozart-Jahr 1991 bei den Salzburger Festspielen herauskommen sollen.

In Wien zuletzt 2006 von ImpulsTanz im stimmigen Theater an der Wien präsentiert, macht es neugierig, wie es viele Jahre später immerhin neun Tänzer*innen aus dem Rosas-Ensemble gelungen ist, dieses mit Spontaneität und Leichtigkeit spielende Werk an sechzehn junge Kolleg*innen aus dem Antwerpener Ballett weiter zu geben. Eine große Herausforderung, die in diesem aktuellen Fall des zweitägigen Gastspiels auch vom Zusammenspiel mit dem lokalen Orchester abhängt, den niederösterreichischen Tonkünstlern unter der Leitung von Ulises Maino. Große Werke halten solchen kitzelnden Transfers Stand. Und Keersmaekers kleinteiliges, oft mit mehreren Szenen parallel inszeniertes Spiel mit Liebe und Sehnsucht und Verlangen und Enttäuschung funktioniert auch im Festspielhaus St. Pölten.

Getragen von den belgischen Sängerinnen Emma Posman, Annelies van Gramberen und der Mezzosopranistin Raphaele Green entfaltet sich immer noch De Keersmaekers Grundgedanke, die physischen Zustände, die Liebe antreibt, mit ihren Tänzer*innen auf dem kunstvoll angefertigten Parkett-Tableau auszukosten. Die barockisierenden Gewänder (von Rudy Sabounghi) werden aus- und angezogen, der Mozart-Frack zwischen den Geschlechtern getauscht. Die aktuelle Gender-Frage löst sich da in dem außerdem divers besetzten Ensemble wie von selbst auf. Dass die zweite Vorstellung die bessere sein wird, darf an dieser Stelle spekuliert werden. Das Miteinander im Gastspielort kann sich da bereits auf unmittelbar Erfahrenes einlassen.

 

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