Atemberaubend grenzüberschreitend: Homöopathie und Tanz

„Sepia tanzt alleine“ von Andrea Simon, Andreas Etter, Ulrich Koch und Gesina Habermann verbindet Tanz und Medizin in beeindruckend schönen Bildern

Die 26 homöopathischen Persönlichkeitsprofile werden nicht nur Tanz- und Fotografiefreunde, sondern auch Mediziner in ihren Bann ziehen.

„Sepia tanzt allein“, lautet der Titel der 26 homöopathischen Persönlichkeitsprofile, die in kunstvollen und aufwendigen Tanzfotografien festgehalten sind – einem extravaganten 2-jährigen Projekt, das u.a. durch die SHI Homöopathie AG ermöglicht wurde. Genau wie eine Person besitzt auch ein Arzneimittel einen bestimmten Charakter, ein bestimmtes Bild. In der Homöopathie wird diese Zusammensetzung aller körperlichen, seelischen und geistigen Symptome, die durch ein Medikament ausgelöst wurden, Arzneimittelbild genannt, womit wir genau beim Thema dieses Bildbandes sind.

In diesem Fotokunstbuch wird die Idee verfolgt, die homöopathischen Persönlichkeitsprofile oder das Arzneimittelbild zu veranschaulichen. Es war der Wunsch des Homöopathen Ulrich Koch, „dem trockenen Stoff der Arzneimittelwelten“ Leben einzuhauchen. Mit dem Theaterfotografen und ehemaligem Tänzer, Andreas Etter sowie der Choreografin Andrea Simon und der Kostümbildnerin Gesine Habermann konnte dieses ehrgeizige Kunstprojekt realisiert werden. Nicht nur die ‚Großen Vier’, auch die Tänzerinnen und Tänzer, zum Teil Kinder, haben zu dieser inspirierenden Inszenierung beigetragen. Nur dem perfekten Zusammenspiel von Choreografie / Inszenierung, Kostümen, Text und der vielschichtigen Fotografie ist es zu verdanken, dass ein Gesamtkunstwerk dieser Qualität entstehen konnte.

Dieser beeindruckende Bildband mit seinen dynamischen Fotografien ist mehr als nur eine Augenweide. Die erläuternden Texte vermitteln tiefer gehende Einblicke in die Homöopathie und bereichern damit auch die Choreografie um ungewöhnliche und überraschende Perspektiven. Das Spektrum der Charaktere reicht von akribisch und kontrollierend (Arsenicum album) über kämpferisch wie die Klapperschlange (Crotalus cascavella) sowie leidenschaftlich, anmutig (Sepia) bis hin zur Distanziertheit, dem Wunsch nach Wahrung der Balance (Natriumchlorid). Insbesondere die bildnerische und tänzerische Darstellung von Natriumchlorid, also Kochsalz wie das Titelbild des Kunstbuches zeigt, ist schlicht und ergreifend zugleich. Farblich aufeinander abgestimmt – blau, grau, weiß - , die Konsistenz des Salzes, also kristallin und die so leicht zerbrechliche Balance überzeugen durch ihre Ausdrucksstärke: Die Fotografie zeigt eine sehr junge Tänzerin in einer Pose auf einem Bein, die aus der rechten und linken Hand gleichzeitig Salz streut und somit den homöopathischen Charakter bildlich gesehen buchstäblich auf den Punkt bringt.

Gemäß des Ähnlichkeitsprinzips in der Homöopathie haben sich hier Koryphäen zusammengefunden, die mit ihrer Kunst nicht nur Tanz- und Fotografiefreunde, sondern auch Mediziner in den Bann ziehen. Bleibt die Hoffnung, dass solche kunstvollen Grenzüberschreitungen Schule machen.

Simon, Andrea; Etter, Andreas; Koch, Ulrich; Habermann, Gesine (Hrsg.): Sepia tanzt allein, Tanzplan/Sepiabook, 172 Seiten, Fotokunst Bildband, 142 farbige Abbildungen,
ISBN 978-3-945539-07-1, Verlag ff publishers/ Berlin, Stuttgart, 49,90€

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