Disziplinierte Interdisziplinarität
Auftakt der Pina Bausch Professur mit ihrer ersten Inhaberin, Marina Abramović, an der Folkwang Universität der Künste
Zusammenarbeit in Lehre, künstlerischer Arbeit und Forschung
Die Folkwang Universität der Künste und die Pina Bausch Foundation haben eine Kooperation gestartet und die Zusammenarbeit in Lehre, künstlerischer Arbeit und Forschung verabredet. Ziel ist es, das Lebenswerk von Pina Bausch für Studierende der Hochschule erlebbar zu machen und durch verschiedene gemeinsame Projekte in die Zukunft zu tragen. Die Choreografin, Tänzerin und Leiterin des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch war eine der bedeutendsten Studierenden an Folkwang und blieb der Hochschule zeitlebens eng verbunden. Bis zu ihrem Tod 2009 leitete sie das Folkwang Tanzstudio und gab Folkwang Tanzstudierenden regelmäßig die Möglichkeit, bei Produktionen der Wuppertaler Kompanie mitzuwirken.
Pina Bausch prägte, aufbauend auf der Arbeit von Kurt Jooss, maßgeblich die heutige Folkwang Tanzausbildung, die mit ihrer künstlerischen Arbeit und ihren AbsolventInnen wegweisende Impulse in die nationale und internationale Tanzszene gibt. Die Kooperation zwischen Foundation und Hochschule soll Pina Bausch als identitätsstiftende Persönlichkeit für aktuelle Studierende direkt erfahrbar machen. Dazu wurde z. B. im Wintersemester 2015/16 das neue Wahlpflichtfach „Pina Bausch Repertoire“ eingeführt. Hierbei erarbeiteten sich Folkwang Studierende Ausschnitte aus den Stücken „Iphigenie auf Tauris“, „Le Sacre du printemps“, „Viktor“ u. a.. Angeleitet wurden sie dabei von gegenwärtigen oder ehemaligen TänzerInnen des Tanztheaters Wuppertal. Prof. Dr. Stephan Brinkmann, Vorstandsmitglied des Instituts für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste dazu: „Mit dem neuen Wahlpflichtfach können junge Tänzerinnen und Tänzer Pina Bausch über die Bewegung kennenlernen und etwas von der besonderen Qualität ihrer Arbeit erfahren. Die Vermittlungsarbeit und der Austausch mit professionellen Tänzerinnen und Tänzern wie Barbara Kaufmann, Rainer Behr und weiteren ist eine wunderbare Möglichkeit für unsere Studierenden, sich persönlich und künstlerisch mit Pinas Repertoire auseinanderzusetzen. Dieses Angebot setzen wir im kommenden Wintersemester fort.“
Die Kooperation soll in Zukunft neben der Zusammenarbeit bei Lehrveranstaltungen auch den
Forschungsaustausch und Archivbesuche der Studierenden, Filmgespräche sowie Stück- Einstudierungen umfassen. Ganz im Sinne des Werkes von Pina Bausch und der Folkwang Idee von der Verbindung der Künste, sollen auch Studierende aus den Disziplinen Musik, Theater, Gestaltung und Wissenschaft eingebunden werden. Interdisziplinäre Arbeit war Pina Bausch besonders wichtig. Sie formulierte 2007 dazu: „Das Großartige und Einmalige der Folkwangschule war, dass unter ein und demselben Dach sowohl die Darstellenden als auch die Bildenden Künste gelehrt wurden. Also Musik, Oper, Schauspiel, Tanz neben Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Grafik, Design usw. Es war ganz selbstverständlich, dass sich alles gegenseitig befruchtete, dass man von allem etwas lernte und mitbekam. So kann ich zum Beispiel seitdem etwas nicht ohne den Raum sehen. Dieses räumliche Sehen ist ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Diese Verbindung zwischen den unterschiedlichen Kunstformen war für mich besonders wichtig. Man kannte einander und interessierte sich sehr für die Arbeit der anderen. So entstanden gemeinsamen Projekte.“ (aus der Kyoto-Workshop-Rede „Etwas finden, was keiner Frage bedarf“, 2007)
Einen ersten öffentlichen Auftakt der Kooperation gibt es am 5. April, 19 Uhr, in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen: Im Rahmen der Ausstellung „Pina Bausch und das Tanztheater“, die mit der Pina Bausch Foundation realisiert wurde, gestaltet Stephan Brinkmann mit Studierenden des Abschlussjahrgangs Tanz B.A. die „Lecture Tanzausbildung“. Dabei gibt er zusammen mit zehn jungen TänzerInnen und dem Korrepetitor Matthias Geuting einen praktischen Einblick in Inhalte der Folkwang Tanzausbildung.
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