„A Walk Above“ von Itzik Galili: Miyuki Shimizu, Ensemble

„A Walk Above“ von Itzik Galili: Miyuki Shimizu, Ensemble

Weltenwanderer

Pick bloggt über einen Ballettabend von Marco Goecke, Edward Clug & Itzik Galili in Wiesbaden

Mein Abschluss dieser Spielzeithälfte war ein Besuch beim jüngsten Staatsballett der Republik, das nun seine zweite Spielzeit mit illustren Namen eröffnet hat.

Wiesbaden, 30/12/2015

Mein Abschluss dieser Spielzeithälfte war ein Besuch beim jüngsten Staatsballett der Republik, das nun seine zweite Spielzeit mit illustren Namen eröffnet hat. Insgesamt ein vielversprechender Abend, der vom Publikum gut aufgenommen wurde, wenn auch reichlich Plätze frei blieben. Aber was kann man erwarten in der Vorweihnachtszeit, wenn nicht „Nussknacker“ oder ein sonstiger Klassiker auf dem Spielplan steht? (Wenn ich nicht irre, steht „Cinderella“ noch auf dem Programm). Vielleicht denkt das Betriebsbüro mal in dieser Richtung nach – oder ist die Disposition bei dem Staatsballett, wie in Berlin total ausgegliedert? Auch Staatsballette müssen nach der Quote schielen, oder sollte das nur in Bayern so sein?

An der Wahl der Musik kann es nicht gelegen haben, denn mehr kann man den Zuschauern nicht entgegenkommen, denn neben Vivaldi, Händel, Mozart war nur Satie zeitgenössischer – und alles konnte man mitsingen in dieser Choreografie von Itzik Galili mit dem Titel „A Walk Above“. Abgehoben war diese Resteverwertung einer früheren Arbeit des Choreografen wirklich nicht und die Interpretation der Wiesbadener Tänzer ließ keine Wünsche offen, wenn ich auch kein Wort des englischen Textes verstanden habe. Allerdings habe ich später im Zug gesehen, dass man sich auch besser nicht bemüht, dahinter zu steigen.

Es folgte eine Pause, die in einem Foyer wie im Theater Wiesbaden, durchaus zum Augenschmaus werden kann – wie ein begehbares Bühnenbild. Ich traf Herrn Grube – nein nicht den Bahnchef, sondern Johannes –, den ich, seit er in Kiel persönlicher Referent der Intendantin war, kenne und von dem ich hoffte, er würde eines Tages eine eben solche Position einnehmen und für den Tanz mehr Freiraum herstellen. Aber ich glaube, dass er das auch aus der zweiten Reihe getan hat und ich bin sicher, er wird in Wiesbaden/Darmstadt vermisst werden, wenn er ab der nächsten Spielzeit nach Mannheim wechselt.

Das zweite Stück hieß „Ssss...“ (oder hatte der Erfinder eher das Dollarzeichen vor Augen?) und so war es auch, ein kleines Stück, das Edward Clug für die Stuttgarter Kompanie entworfen hat. Vielleicht, hoffentlich war es dort dank der Tänzer aufregender, sonst wüsste ich nicht, warum man das Werk nach Wiesbaden holen musste. Aber Stuttgart garantiert ja ein gewisses Label, bis man hinter die Fassade schaut. Immerhin: Die Wiesbadener Solistinnen hatten ihre Spitzenschuhe gut präpariert und besonders aufgefallen sind mir die zwei Solistinnen, aber wie gesagt, der technische Standard hat sich seit der ersten Spielzeit bestens entwickelt.

Nach der zweiten Pause gab es dann noch ein Stück von Marco Goecke, das auch ein Stuttgarter Produkt und jetzt ebenfalls beim NDT in Den Haag zu sehen ist. Es kommt verwunderlicher Weise nicht tiefschürfend daher, sondern nennt sich nach J. S. Bachs „Suite, Suite, Suite“ und will wohl auch nicht mehr als eine Suite sein: Es gibt den sieben Herren und der Solistin Anissa Bruley Gelegenheit, sich auszutanzen in einer Stilistik wie man sie von Marco Goecke gewohnt ist – und das ist durchaus positiv gemeint …

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