Die beiden Moderatoren der Feier Tina Pfurr und Martin Clausen überreichen Günter Jeschonnek eine Skulptur der Berliner Gruppe „Helmi“

Die beiden Moderatoren der Feier Tina Pfurr und Martin Clausen überreichen Günter Jeschonnek eine Skulptur der Berliner Gruppe „Helmi“

Abschied Günter Jeschonnek

Pick bloggt nicht nur über die Party zu Ehren von Günter Jeschonnek

Der Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, Günter Jeschonnek, verabschiedet sich nach mehr als 25 Jahren und die Szene feiert ihren Förderer und Netzwerker

Berlin, 15/12/2015

„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan (und sogar weit mehr, als das), der Mohr kann gehen.“ So war es ja vorgesehen und so wäre es auch normal gewesen, wenn Du in diesen Tagen 65 würdest. Allerdings, wie in solchen „Vereinen“ üblich, mit Kabale und ohne Liebe, um bei dem großen Dichter zu bleiben.

Etwa vierzig Institutionen u. a. die Freie Szene Berlin haben Günter Jeschonnek am 1. Dezember einen würdigen, ja fulminanten Abschied in der Spielstätte Theaterdiscounter in Berlin ausgerichtet – mit den Pauken des großartigen Schlagzeugensembles „Catapora!“. Auf die Trompeten hatte man verzichtet, sie wurden ersetzt durch eine Laudatio von Clair Howells, Schauspielerin, Mitbegründerin des Theater Titanick (Münster/Leipzig) und Vorsitzende des Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e.V., die sich besonders herzlich für die Aufmerksamkeit gegenüber dieser Sparte durch Jeschonnek bedankte und den launigen Moderator Martin Clausen, der durch den Abend führte. Dem kann ich nur hinzufügen, dass auch der Tanz, oft ein Stiefkind der Opern- und Schauspieltheater, nie zu kurz kam. In den sechs Jahren, die ich dem Kuratorium des Fonds Darstellende Künste angehörte, war kein Proporz oder Ähnliches nötig, um die einzelnen Sparten gleichmäßig und fair zu bedenken. Es ging nie um die Sparte, sondern immer um die künstlerische Aussage, die ein Projekt versprach. Nur in seltenen Fällen wurde einmal ein Projekt bevorzugt, alleine um das Freie Theater in allen Regionen Deutschlands zu erhalten.

Auch Jürgen Flügge, langjähriger Vorsitzende des Fonds, fand, wie nicht anders zu erwarten, geschliffene Worte des Dankes und betonte die Fortschritte während der erfolgreichen Zusammenarbeit. Günter Jeschonnek brennt für das Theater! In seiner über zwanzigjährigen Zeit beim Fonds hat er, zuerst als Berater, dann als Geschäftsführer, unermüdlich die vereinigte Republik bereist. Nicht selten war er der Einzige im Kuratorium, der alle Theatergruppen zumindest einmal selbst gesehen hatte. Dieses Wissen war für die Entscheidungen, die bei den Sitzungen zu fällen waren, ein Geschenk. Denn trotz der Aufstockungen des Budgets durch den Bund (auch ein wertvoller Verdienst von Günter Jeschonnek), reicht(e) es (leider) immer nur für etwa 10% der Anträge. Selten kam es vor, dass wir nachsitzen mussten, weil am Ende der Sitzung zu viel Geld genehmigt worden war und wir uns nicht einigen konnten, auf welches Projekt man denn verzichten könnte. Manchmal mussten wir bei allen Anträgen gleichmäßig etwas abzwacken, damit wir wieder einen ausgeglichenen Haushalt hatten.

Ich glaube es erübrigt sich, hier noch einmal alle Verdienste dieses Theaterfreaks aufzuführen. Einen persönlichen Kommentar möchte ich hier jedoch nicht unterlassen: ich habe selten einen so bescheidenen Menschen getroffen wie Jeschonnek. Immer darauf bedacht, das Geld, über das wir entscheiden mussten, in erster Linie den Künstlern der Freien Szene zukommen zu lassen, verzichtete er möglichst auf teure Reisen, Spesen und Hotels für das Kuratorium und v. a. seine eigene Person. Das war nicht immer leicht, weder früher in Bonn noch nach der Übersiedlung des Fonds nach Berlin, denn die Hotels sind je nach Marktlage nicht zimperlich mit Aufschlägen.

Aber ich erinnere mich gerne an das Beisammensein nach den Sitzungen, wenn wir alle noch zusammen essen gingen – und es hat uns allen nicht geschadet, wenn uns nur ein Glas Wein oder Bier genehmigt war. Unsere Stimmung hat das nicht beeinträchtigt, es war immer lustig mit Günter, wie man ihn nun nennen darf, nachdem die strikte Etikette weggefallen ist. Das Beisammensein unter Kollegen war immer anregend und so hat er sich nun auch nicht im Stillen zurückgezogen, sondern sich mit einer Feier von den vielen Freunden, Kollegen und Mitstreitern aus Kultur und Politik verabschiedet. Er hat sich nicht lumpen lassen und dafür gesorgt, dass wir mit einem enormen Buffet versorgt wurden und bei einem Glas Wein blieb es dann an diesem Abend auch nicht.

Es ist mir ein Anliegen hier in aller Öffentlichkeit zu sagen, dass ich stolz darauf bin, Dich kennengelernt zu haben! Und ich darf sagen, neben den vielen Prominenten, denen ich im Laufe meiner Karriere begegnet bin, bist Du eine Ausnahmeerscheinung. Ich freue mich darauf, wenn ich Dich und Deine Frau, die vielleicht, wenn das überhaupt möglich ist, Deine noch bessere Hälfte ist, bei Gelegenheit wiedersehe. Vielleicht wäre das der nächste George-Tabori-Preis, den Du ins Leben gerufen und großgezogen hast. Den kannst Du doch nicht hängen lassen!

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