Ein Weltstar tanzt in Dresden

„Der Nussknacker“ zu Weihnachten mit Polina Semionova als Zuckerfee

Dresden, 15/12/2012

Sie kommt aus Moskau, hat ihren Wohnsitz in Berlin und gehört zu den Stars der internationalen Ballettszene. Die Liste der Preise und Auszeichnungen ist lang, Polina Semionova begeistert das Publikum rund um den Erdball, Berlin, New York, Wien, Milano, München, St. Petersburg, Tokyo, sind nur einige Stationen. Nach ihrem ersten Auftritt in Dresden im Rahmen der Ballettgala der letzten Saison gibt sie jetzt ihr Debüt als Zuckerfee in Peter Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ in der Choreografie von Ballettchef Aaron S. Watkin und Jason Beechey, Rektor der Palucca Hochschule, deren junge und jüngste Schüler in dieser Inszenierung für die ganze Familie mittanzen.

Polina Semionova ist gerade in Dresden für eine Kostümprobe und hat Zeit für ein Gespräch. Natürlich, so sagt sie, wollte sie schon immer gerne mal hier tanzen, das wunderbare Opernhaus und die großartige Kompanie lockten schon lange. Bislang ließ es der Terminkalender nicht zu. Jetzt ist sie gerne der Einladung von Aaron S. Watkin gefolgt. Zum Ende der Saison, im Juli, wird sie auch in „La Bayadère“ tanzen und in der Gala zum Abschluss der Spielzeit. Jetzt tanzt sie die Partie der Zuckerfee mit Jiří Bubeníček als Partner. Erstmals wieder nach neun Jahren. Damals war er ihr Partner in Hamburg anlässlich einer Nijinsky-Gala im Rahmen der Balletttage.

Besonders zählt für sie das hohe Ansehen der Dresdner Kompanie mit ihrem weitgefächerten Repertoire, mit der gelungenen Verbindung klassischer Traditionen und zeitgenössischer Choreografien. Für Polina Semionova erschöpfen sich die Möglichkeiten der klassischen Partien nicht. Sie sieht sich immer wieder herausgefordert, wenn es darum geht, diese menschlichen, manchmal auch tragischen Geschichten in unterschiedlichen Choreografien auf die Bühne zu bringen. Natürlich steht beim Ballett hinter jeder Bewegung, hinter jeder Geste, eine große Leistung. Aber im Tanz, zur Musik, in der Aura eines Ballettabends, da zählen die Emotionen, jene unwahrscheinlichen Momente der Leichtigkeit, des schwebenden Zustandes zwischen Himmel und Erde.

Die Tänzerin spricht davon wie sie spürt, dass sich auch bei ihr die Partien verändern. Die Vorgaben bleiben, aber sie, die Tänzerin verändert sich, man könnte sagen, dass die Biografie an jedem Abend mittanzt und die persönliche Emotion die Technik des Tanzes für den Zuschauer überstrahlt. Zudem hält sie nichts von vorschnellen Ausschlusskriterien, hier klassisch, dort modern. Beides gehört zusammen, das kann man in Dresden bestens erfahren. Es ist ja auch keine der klassischen Choreografien wie die anderen. Jeder Choreograf setzt bei der Einstudierung eigene Akzente. Das ist für sie als Tänzerin Herausforderung und Ansporn. Aus Achtung vor der jeweiligen Kompanie, vor der Arbeit ihrer Kollegen, studiert sie die unterschiedlichen Details gerne ein, das gebietet der Respekt.

Jetzt geht es darum zu verinnerlichen, wie die Partie der Zuckerfee in Dresden angelegt ist. Das ist bei Arbeiten von Neumeier, Cranko oder Forsythe anders, da sind Veränderungen nicht möglich und auch nicht nötig. Dennoch bringt jeder Tänzer auch hier seine Persönlichkeit ein, daher ist diese Kunst so lebendig, es ist eben keine Leistungsschau. So kann die Tänzerin auch nicht aufhören an sich zu arbeiten, jeden Tag wird trainiert, jeden Tag müssen die Pirouetten sitzen, jene Wahnsinnsdrehungen auf der Spitze, und trotzdem zählt am Abend der individuelle Moment im Zusammenspiel mit den Kollegen, mit der Musik und dem Raum. Ballett ist für Polina Semionova eine lebendige Kunst, fernab von jeder bloßen Reproduktion. Für den Zuschauer entsteht so jeweils ein neues Stück, denn auch dessen persönliche Erfahrungen spielen mit.

Nach dem Gastspiel in Dresden warten große Aufgaben in New York beim American Ballet Theatre in der Metropolitan Opera. Sie tanzt mit der berühmten Truppe in Bizets „Sinfonie in C“ von Balanchine, in „Romeo und Julia“, erstmals in der Choreografie von Kenneth McMillan, und in einer Kreation ihres Landsmannes Alexei Ratmansky zur 9. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. In München wird sie in John Neumeiers „Nussknacker“-Fassung tanzen und in der dortigen Inszenierung „La Bayadère“. Im Juli dann, wie schon gesagt, wieder in Dresden, in der Fassung dieses Klassikers von Aaron S. Watkin. Jetzt aber freut sie sich auf ihr Dresdner Debüt. „Der Nussknacker“ ist für sie das Weihnachtsballett schlechthin. Sie liebt die Stimmung und die Bilder der Geschichte mit ihrem Zauber für jung und alt. Einfach traumhaft, sagt sie voller Vorfreude, eben ein Weihnachtsgeschenk für sie und das Publikum.
Information: Polina Semionova in „Der Nussknacker“, 23., 25.12., 18 Uhr www.semperoper.de

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