Verwundete Erde
„HAUNTED LANDSCAPES or the breathing out of earth” von Claudia Bosse als Erstaufführung im Tanzquartier Wien
Das Stück hat seit seiner Uraufführung 1979 Tanzgeschichte geschrieben. Am Freitag hatte die Wiederaufnahme in neuer Besetzung Europa-Premiere im Tanzquartier (Halle E): Immer noch aktuell und mitreißend in der Durchdringung von Tanz, dem wiederhergestellten Schwarz-Weiß-Film Sol LeWitts und der neu eingespielten Musik von Philip Glass. Die choreografische Einstudierung betreuten Lucinda Childs und Ty Boomershine.
Minimal Music und maximale Bewegungen verschmelzen mit Filmprojektionen der Uraufführungsfassung. Elf Tänzer treten in einen Dialog mit neun Vorgängern, darunter auch Childs. Schier unglaublich, wie sie das Tempo und die Konzentration in Schrittkombinationen, Sprüngen, Drehungen und pendelartigen Armbewegungen über eine Stunde lang bewahren. Dazu verfolgen sie präzise vorgegebene Strukturen und geometrische Muster, tanzen in Horizontalen, Vertikalen und Diagonalen.
Die Filmprojektionen Sol LeWitts schaffen neue Blickwinkel und fiktive Ebenen für den Tanz. Sie ersetzen das Bühnenbild. Ihrer Zeit voraus waren die weißen Unisex-Kostüme von A. Christina Giannini. Sowohl die Live-Tänzer als auch ihre projizierten Kollegen verändern ständig ihre Positionen und Bewegungsfolgen. Sie sorgen für einen nahezu euphorischen Bewegungsfluss.
Vordergründig mag die Choreografie abstrakt wirken. Doch die Suche nach dem projizierten Alter Ego und einem möglichst synchronen Partner auf der Bühne suggeriert ein Spiel mit Formen von Kommunikation. Im Mittelteil beeindruckt ein Solo, das Childs einst für sich kreiert hat.
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
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