Die Sprache der Mächtigen

Sidi Larbi Cherkaoui, flämisch-marokkanischer Choreograf, ist ein Trendsetter im zeitgenössischen Tanz. Aktuelle Themen, ungewöhnliche Performer, ein origineller Stil mit Anklängen an Hip-Hop, Street Dance und circensischen Einlagen zu Live-Musik zeichnen auch sein neues Stück „Babel (words)“ aus, das am Samstag im Festspielhaus St. Pölten gastierte.

Ausgangspunkt ist die Schilderung des Turmbaus zu Babel und dessen Folgen. Ambivalent sind das bunte Szenario Cherkaouis und die Transparenz schaffenden Metallgerüste, die vom Turm bis zum Haus oder Gefängnis immer wieder neu gestaltet werden (Visuelles Konzept: Antony Gormley). Gesten und Sprache bedingen soziale Kontakte, zugleich sorgen sie für Missverständnisse. Grenzen werden missachtet und münden in Aggressionen und Kämpfen. Ein Liebes-Duett kann nur ein Traum sein, wenn keine Orientierung möglich ist und ständig nach Führern und Schuldigen gesucht wird. In dieser Situation haben Nationalisten leichtes Spiel, wie Cherkaoui mit einer köstlichen Persiflage auf die USA, England, Frankreich und China zeigt. Doch die Komik der Ignoranz und Arroganz der Mächtigen kippt schnell in entwürdigende Situationen.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier